■ Das Portrait
: Boleslaw Tejkowski

„Der Jud Walesa hat dem Westen das Versprechen gegeben, das polnische Volk einzuschläfern. Dieser Depp fürchtet um seine Haut“, heizte Boleslaw Tejkowski seinen Gefolgsleuten ein. Dann zog er los gegen den Papst, „den schlimmsten von allen Juden“, wetterte gegen so ziemlich alles, was den Polen heilig war. Und weil Tejkowski auch vor der Kamera kein Blatt vor den Mund nimmt, hatte er bald ein Ermittlungsverfahren am Hals wegen Beleidigung höchster Staatsorgane und Aufwiegelung zum Rassenhaß. Um sich dem Prozeß zu entziehen, befehligte Boleslaw Tejkowski, Anführerer der „Nationalen Partei/Nationale Gemeinschaft“, seine meist aus Skins und entwurzelten Jugendlichen bestehende Polit- und Kampftruppe seitdem aus dem Untergrund.

Bis er in der letzten Woche verhaftet wurde. Zwei Polizistinnen griffen zu, als er sich zum Warschauer Lokalfernsehen begab, um eine Wahlkampfsendung für seine Partei aufzunehmen. Bisher hatten ihn an den Vorbereitungen zu den Parlamentswahlen im September die staatlichen Behörden allerdings nicht gehindert. Vermutlich deshalb, weil Tejkowski für den Staatsschutz in Freiheit nützlicher war als hinter Gittern. Es ist kein Geheimnis, daß Polens Skinheadszene bereits in kommunistischen Zeiten vom Geheimdienst unterwandert wurde.

Doch während die Skinheads früher „eingesetzt“ wurden, um Demonstrationen zu zerschlagen, suchen sich Tejkowskis paramilitärische Anhänger ihre Ziele nun selbst aus. Den Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto etwa oder Züge mit deutschen Touristen am Grenzübergang Görlitz. Dabei haben die Führer der Partei, Tejkowski eingeschlossen, eine rote Vergangenheit. Bis 1989 gehörten sie zur Hilfspolizei ORMO, Tejkowski war Mitglied der Arbeiterpartei. In seinem offiziellen Lebenslauf findet man davon nichts, ihm zufolge stand Tejkowski von Anfang an auf der nationalen Seite.

Er wettert gegen Walesa, die Juden und den Papst Foto: Reuter

Schon 1955 will er eine Geheimpartei namens „Polnischer Verband der Nationalen Gemeinschaft“ gegründet haben. 1990 sah ihn demnach als den „Einiger“ der nationalen Parteien Polens. Während Tejkowskis Anhänger nun für seine Freilassung demonstrieren, haben seine Richter ein psychologisches Gutachten angefordert. Klaus Bachmann