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Telefonzelle

Aus der Traum. Auch von dieser kleinen, feldpostgrauen Telefonzelle am Postamt 5 aus können Sie nicht mit dem Mann im Mond telefonieren.

Obwohl die Parabole, unter der sie steht, ganz nach Weltraum ausschaut. So groß. So rund. So eigenartig. Und nachts so schwer und blau, daß man wehmütig wird, wenn nicht geht, was doch so schön wäre.

Und dann das Dach des Häuschens, mit dem Trichter obenauf. Ein Telefon mit solch monströsem Lautsprecher? War's das vielleicht gar DGB-Haus gegenüber? Um für 30 lumpige Pfennige von hier den Streik ausrufen? Ganz laut...?

Nein. Davon will der Pressesprecher vom Postdienst nichts hören. Er weiß schon zuviel über die Gestirne und den Mond ganz besonders, als daß er solche Flausen appetitlich fände. „Kunst am

Bau“ habe hier stattgefunden, erklärt er nüchtern, und daß die Rundschale für Insider „Neumond“ heißt, weil sie von außerhalb angestrahlt wird - aus dem vermeintlichen Lautsprecher quillt nachts nämlich in Wirklichkeit Licht.

Was der Postmann dagegen so lecker findet, daß wir es uns auf der Zunge zergehen lassen sollten, wählte eine Jury 1990 aus folgenden Gründen aus: „Phantasievolle Formgebung, Assoziationsreichtum und Überraschungseffekt“ überzeugten in Manfred Ortners Entwurf.

Mag sein. Und hier ein Klacks Hausmannskost: Ein Beinchen des Kunstwerks ist in Wahrheit ein Regenrohr, beheizbar wie der Scheibenrand. Und die graue Zelle war früher gelb - aber nun gehört sie zum Kunstwerk und wird immer grau bleiben. ede/Foto: Vankann