Unliebsame kaltgestellt

■ Jelzin suspendiert Ruzkoi und Schumeiko

Moskau (taz) – Gleich zweier Fliegen mit einem Streich hat sich der russische Präsident Boris Jelzin am Mittwoch zu entledigen versucht. Durch einen Ukas suspendierte er Vize-Präsident Alexander Ruzkoi und Vize-Premier Wladimir Schumeiko von ihren Ämtern. Begründet wurde dies mit dem „Schaden, den ihre gegenseitigen Korruptionsbeschuldigungen der Staatsmacht zufügen“. Unter anderem hatte Ruzkoi Schumeiko Anfang Juni beschuldigt, Gelder für Schweizer Kindernahrung unterschlagen zu haben. Der Vize-Präsident seinerseits wurde erst kürzlich von einer Untersuchungskommission eines Kontos in der Schweiz verdächtigt.

In der offiziellen Verlautbarung heißt es, die Suspendierung gelte solange, bis eine offizielle Untersuchung die Vorwürfe geklärt habe. Vize-Präsident Ruzkoi hatte sich im Laufe dieses Jahres in der Auseinandersetzung zwischen der russischen Regierung und dem Parlament zunehmend als Gegner des Präsidenten erwiesen. Schumeiko galt als nächstes Opfer auf Jelzins politischem Schachbrett. Von den Betroffenen hatte sich bis zum Redaktionsschluß nur Schumeiko geäußert: Er habe sich suspendieren lassen, um sich besser verteidigen zu können. Alexander Ruzkoi befand sich in Workuta. Er hatte in der letzten Woche keinen Zweifel daran gelassen, daß er auf sein Amt nicht verzichten und selbst das Präsidentenamt anstreben werde. Absetzen kann ihn grundsätzlich nur das Parlament. BK