Dialog über Flughafen in der Klemme

■ Leiter eines Hearings über neuen Airport ist Ex-Aufsichtsrat

Die Idee klingt gut. Um seinen alternativen Grundsätzen gerecht zu werden und den neuen Flughafen Berlin-Brandenburg mit den Bürgern zu planen, beauftragte Potsdams Umweltminister Matthias Platzeck eine erfahrene Gesellschaft mit der Durchführung des öffentlichen Dialogs – das oldenburgische Zentrum für Umweltkonfliktforschung „Mediator“.

Die Praxis ist allerdings weniger gut, meinten die Bürger auf der ersten „Mediator“-Veranstaltung zum Flughafen Schönefeld am Mittwoch abend in Waßmannsdorf: Denn Chef von „Mediator“ ist Horst Zilleßen, Professor an der Universität Oldenburg und – entscheidender Makel – bis vor kurzem noch Mitglied im Aufsichtsrat der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF). Jener Gesellschaft also, die dort den Airport bauen will. „Der kommt aus einer bestimmten Interessengruppe. Der ist doch vorbelastet. Das kann doch nicht gehen“, erregte sich Doris Stiehler, die dem Vorstand der Bürgerinitiative gegen den Flughafen Schönefeld angehört. Eine andere Bürgerin schloß sich ihr an. „Wir müssen gegenüber Herrn Zilleßen mißtrauisch sein.“ Mit dem Bürgerdialog werde bloß das Ziel verfolgt, das Raumordnungsverfahren für den Großflughafen zu beschleunigen und Konflikte einzuschläfern. Zilleßen arbeite mit dem Ziel, zeitaufwendige Gerichtsverfahren schon im Vorfeld abzublocken. „Der ganze Dialog ist doch nur Augenwischerei“, rief ein Mann wütend dazwischen.

Zilleßen selbst konnte zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen. Er befindet sich zur Zeit in den USA. Sein Geschäftsführer, Thomas Barbian, bestätigte zwar, daß Zilleßen im Aufsichtsrat tätig war – den Posten habe er allerdings auf der letzten Sitzung zur Verfügung gestellt. Allgemeines Mißtrauen – das war der Grundtenor, der die erste Sitzung am Mittwoch abend begleitete. Die Vertreter von „Mediator“ waren sichtlich überfordert. Eigentlich wollten sie an diesem Abend nur ihr akademisches Konzept für den Bürgerdialog vortragen und Vertreter für die kommunale Kommunikationsgruppe bestimmen. Immer wieder beteuerte Thomas Barbian, daß seine Firma den Bürgerdialog nur leiten wolle. „Es ist nicht unser Job, Dinge zu beurteilen. Uns geht es nur um die Moderation der inhaltlichen Diskussion.“ Den Vorwurf, daß bei „Mediator“ nur Psychologen arbeiten würden, wies er ungeschickt von sich: „Wir haben nur einen Psychologen bei uns. Und das ist Zufall, daß der eingestellt wurde.“

Aus der Sicht der „Mediatoren“ war der Abend ein Reinfall. Kein einziger Wortbeitrag brachte eine positive Einstellung zum Konzept zum Ausdruck. Auch Doris Stiehler von der Bürgerinitiative hielt „gar nichts“ von dem Bürgerdialog. „Wir werden uns aber trotzdem daran beteiligen, um auf dem laufenden zu sein.“ Ansonsten wolle die BI ihre eigenen Wege gehen. „Wir werden eigene Konzepte des Widerstands entwickeln und direkten Kontakt zum Ministerium suchen.“ Anja Sprogies