Protestaktion: „Von wegen nur Tippse“

Unter dem Motto „Sie haben eine Beschwerde – wir bringen sie in Form“ haben gestern mehrere hundert Angestellte im Schreibdienst bei einer Aktion vor dem Rathaus ihrer Forderung nach mehr Lohn Nachdruck verliehen. Für zwei Stunden wurde Bürgern zudem die Gelegenheit geboten, von Fachkräften ihre Beschwerden über die Politik des Senats in die Maschine oder den Computer schreiben zu lassen. Anschließend konnten sie gleich im Rathaus abgegeben werden. Trotz regnerischen Wetters war Erhard Ott, Tarifsekretär der ÖTV, mit der Resonanz zufrieden. Mit derartigen Aktionen unter dem Motto „Von wegen nur Tippse“, zu denen die ÖTV bundesweit aufgerufen hatte, solle auf die Probleme bei der Eingruppierung und eine damit verbundene schlechte Bezahlung der „Schreibkräfte im öffentlichen Dienst“ mit Blick auf die Tarifverhandlungen am 22. September in Nürnberg aufmerksam gemacht werden, sagte er. In der Privatwirtschaft erhielten Sekretärinnen rund 1.000 Mark mehr Gehalt. Nach ÖTV-Angaben ist im öffentlichen Dienst einziges Kriterium für die Eingruppierung bisher die „Fingerfertigkeit“, die Zahl der Schreibmaschinen-Anschläge pro Minute. Anerkannt werden müßten jedoch die wirklichen Tätigkeiten, zu denen vielfach Computerpraxis, Organisationsarbeit, das Schreiben von Fremdsprachen- und Fachtexten sowie juristische Kenntnisse gehörten.