Mit dem Handballsport auf du und du
: Der Spielmacher wird müde

■ Wunderaufgestiegen möchte der VfL Bad Schwartau seinen Oldstar Daniel Waszkiewicz häufiger einmal verschnaufen lassen

Nach dem überraschenden Wiederaufstieg in die Handball-Bundesliga erwartet den VfL Bad Schwartau eine schwierige Saison. „Mit diesem Aufstieg haben wir ein Wunder erlebt“, sagt Manager Manfred Zillmann. „Vielleicht erleben wir ein zweites Wunder. Aber realistisch betrachtet, werden wir unten mitspielen.“

Die Überlebenschancen des VfL werden zudem vermindert, weil infolge der bevorstehenden Reduzierung der Liga auf 16 Mannschaften vier Klubs absteigen müssen. Außerdem muß der VfL Bad Schwartau wegen des Umbaus der Lübecker Hansehalle alle 17 Heimspiele in der Eissporthalle in Timmendorfer Strand bestreiten. Eine Woche nach dem Auswärtsauftakt am 11. September beim SC Magdeburg ist der deutsche Rekordmeister VfL Gummersbach der erste Heimspielgegner. Ob der VfL 15 Kilometer vor den Toren Lübecks in den Genuß eines Heimvorteils kommt, ist sehr fraglich. Trainieren kann der Neuling in der Ausweichhalle nicht.

Auf dem Spielfeld wird weiterhin der 36jährige Daniel Waszkiewicz die Regie führen. Daß der 205fache polnische Nationalspieler trotz seines hohen Alters noch ein weiteres Jahr in der Bundesliga spielen soll, ist auch in der Person des Schwartauer Trainers Michal Kaniokowski begründet. Als der 43jährige vor einem Jahr aus Polen an die Trave kam, sprach er kein Wort deutsch. „Waszkiewicz ist sein Sprachrohr auf dem Feld“, beschreibt Zillmann eine weitere Aufgabe des Spielmachers.

In Schwartau weiß man, daß der „alte Herr“ aus Danzig nicht mehr 60 Minuten Bundesligatempo mitgehen kann. „Ich hoffe, daß ich ein paar Pausen bekomme“, meint Waszkiewicz, der nun nach dem Karriereende von Adreas Schilling zum Kapitän befördert wurde. Hinter dem Polen soll der 27jährige frühere Göttinger Holger Kretschmer für die Spielmacherposition angelernt werden.

Die Schwartauer hatten in den letzten Monaten versucht, den Polen zur Einbürgerung zu überreden. „Dann hätten wir unseren Ausländerplatz für einen anderen Spieler frei gehabt“, sagt Zillmann. „Aber Waszkiewicz wollte nicht.“ Nach dem Ende seiner Karriere am Ende der kommenden Saison wird er mit seiner Familie wahrscheinlich nach Danzig zurückkehren – woher ihn der THW Kiel 1987 in die Bundesliga lockte.

Waszkiewicz soll in der neuen Saison einem Team der Namenlosen auf die Sprünge helfen. Nachdem die Verpflichtung zahlreicher prominenter Spieler vor zwei Jahren in ein sportliches und finanzielles Fiasko und den Abstieg gemündet war, übte der VfL Bad Schwartau diesmal Zurückhaltung bei seinen Einkäufen.

Vom Lokalrivalen THW Kiel kamen die drei Reservisten Aaron Zierke, Jens Lüdtke und Andreas Döhring, aus Minden Stefan Schlegel und aus Cottbus das 20jährige Talent Kai Weilmünster. Erfolglos blieb die Suche nach einem wurfstarken Linkshänder im Rückraum.

Die namhafteste Neuverpflichtung betrifft einen Funktionärsposten: Der 140fache Ex-Nationalspieler Erhard Wunderlich (36), der seine aktive Karriere 1990 in Bad Schwartau beendete, wurde als Team-Manager verpflichtet. 2,2 Millionen Mark beträgt der Saisonetat des Wiederaufsteigers, der mit einem Lübecker Hersteller von Satellitenschüsseln auch einen neuen Trikotsponsor präsentiert.

Olaf Krohn (dpa)