Greenpeace-Blockade vor Morsleben geräumt

■ Die Einlagerung von Atommüll soll wieder aufgenommen werden

Morsleben (taz) – Die Greenpeace-Blockade des Atommüllendlagers in Morsleben wurde in der Nacht zum Freitag überraschend von der Polizei geräumt. Kurz nach vier Uhr stürmten zwei Hundertschaften der Bereitschaftspolizei das Zeltdorf der Umweltorganisation vor der Zufahrt zum Endlager. Die Polizeikräfte nahmen 13 Greenpeace- Aktivisten vorübergehend fest und zogen mit einem Traktor den Container zur Seite, mit dem die Umweltschützer 17 Tage lang die Zufahrt für Lkw zum Betriebsgelände des Atomklos blockiert hatten.

„Es ging nicht darum, die Protestversammlung von Greenpeace aufzulösen, sondern nur darum, die Zufahrt wieder freizumachen“, sagte Einsatzleiter Wolfgang Mönckmeyer. Unmittelbar nach der Beseitigung des Containers waren zwei Lkw mit Flüssigstickstoff und Brennstoffen auf das Betriebsgelände gefahren.

Den nächtlichen Überraschungsangriff fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit rechtfertigte Einsatzleiter Mönckmeyer damit, daß die Polizei von vornherein verhindern wollte, daß sich die Umweltschützer zur Verhinderung der Räumung an den Container anketten. Während ein Teil der Einsatzkräfte in der Nacht das Zelt und den Container der Greenpeace-Aktivisten stürmte, riegelten andere sämtliche Zufahrtstraßen zur Atommüllkippe hermetisch ab. Mit den Kontrollstellen wollten die Beamten verhindern, daß Mitglieder der Bürgerinitiativen kurzfristig die Blockade des Endlagers fortsetzen können.

Eine erneute Blockade des Atomklos will die Polizei auf jeden Fall verhindern, sagte Mönckmeyer. Zum einen mit verstärkter Streifentätigkeit, notfalls aber auch mit stationärem Objektschutz. „Und wenn es erforderlich ist, werden wir auch die ersten Transporte mit radioaktiven Abfällen unter Polizeischutz zum Endlager begleiten.“

Am Freitag vormittag verhinderte die Betriebsleitung des Atomklos den geplanten Abzug der Greenpeace-Aktivisten. Unmittelbar nach der Polizeiaktion installierten Mitarbeiter des Endlagers eine Stahlschranke auf der Zufahrt zum Parkplatz, auf dem noch der Ausstellungscontainer der Umweltorganisation stand. Vom Werkschutz erfuhren die Greenpeace-Mitglieder, daß das Öffnen der Schranke nur auf ausdrückliche Genehmigung der Betriebsleitung möglich sei. Und die tauche voraussichtlich erst am Montag wieder vor Ort auf.

Bundesumweltminister Töpfer meint, einer Wiederaufnahme der Einlagerung von Atommüll stehe rechtlich nichts im Wege. Am 20 September sollte wieder Müll angeliefert werden. 14.000 Kubikmeter Atommüll der DDR lagern bereits in der Deponie. Das Umweltministerium Sachsen-Anhalts lehnt dagegen eine Wiederaufnahme der Einlagerung ab. Die Betriebsgenehmigungen aus dem Jahr 1986 seien nicht mehr gültig. Eberhard Löblich