Erst modernisieren, dann abreißen

■ Neues Parkraumkonzept: Alle Uhren teurer, aber keine abgeschafft

Merkwürdigkeiten in der Innenstadt: Das Parken am Straßenrand ist teurer geworden. Statt 50 Pfennig pro halber Stunde zahlt der Bremer Autofahrer an der Parkuhr jetzt einsfünfzig, wie in jeder Großstadt. Schließlich sollte das Parken auf dem Randstreifen nicht billiger sein, als in den Parkhäusern. Die stehen in Bremen ohnehin die meiste Zeit halb leer. Eine vernünftige Maßnahme also, wenn da nicht die Koalitionsvereinbarung wäre. Dort heißt es: „Reduzierung der Stellplätze im öffentlichen Straßenraum in der Altstadt“. Sollte das am Ende heißen, daß zuerst die Parkuhren für teures Geld umgestellt, durch neue oder durch Parkautomaten ersetzt, nur um kurze Zeit später abgerissen zu werden?

So wird es kommen. „Das ist ein Stufenkonzept“, sagt Karin Röpke vom Bausenator, der für die Maßnahmen zuständig ist. Stufe eins sei die Erhöhung der Parkgebühren aus den genannten Gründen. Die hätten sich seit 1981 nicht mehr verändert. Stufe zwei sei schon in Arbeit: Das ist das Konzept „Autoarme Innenstadt“ eines Hannoveraner Verkehrsforschers.

Zuerst soll ein Modellversuch gestartet werden, an verkaufsoffenen Samstagen den PKW-Verkehr aus der Innenstadt herauszuhalten. Der war in der Koalitionsvereinbarung zwar schon für den Herbst 1992 vereinbart, aber immer wieder verschoben worden. Die Kaufleute wehrten sich gegen die Idee, die Innenstadt zur Vorweihnachtszeit dichtzumachen. Zur Zeit gehen die Planungen von einem Termin im Mai des kommenden Jahres aus. Dann erst kann die Auswertung beginnen. Das würde bedeuten, daß der Bericht des Verkehrsforschers frühestens Ende 1994 vorliegt.

Und dann könnte es so weit sein, daß die Koalitionsvereinbarung in Sachen Parkplätze in der Innenstadt umgesetzt wird. Dann würden die Parkplätze nicht nur gestrichen, sondern die Parkflächen „attraktivitatssteigernd umgestaltet“ werden, so Karin Röpke. Parkplatz weg, Baum her. Aber das müsse eben sorfältig überlegt werden und in ein Gesamtkonzept eingebettet sein. Schon jetzt Parkraum zu verknappen, das sei nicht sinnvoll. Ohne bauliche Maßnahmen, die das Parken dann auch tatsächlich verhindern, schaffe man damit nur illegale Parkplätze, die dann auch noch kostenlos wären. Für Baumnasen sofort sei kein Geld da und es gebe einfach zu wenig Überwachungskapazitäten. So lange die AutofahrerInnen nicht fürchten müßten, ein Strafmandat zu bekommen, parkten sie eben illegal. Da sei die Lösung mit den Parkuhren doch viel besser. Die würden dann in vielleicht zwei Jahren entfernt, aber Karin Röpke hält einen Trost bereit: Schließlich könne man die neuen Automaten und Uhren ja dann woanders benutzen. J.G.