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Aus für Plastik-Ofen bei Klöckner?

■ Studie: Klöckner-Plastik ist kein Öl-Ersatz/ Verbrennung gegen Verpackungsverordnung

Ob der Plastik-Ofen bei Klöckner je über den Pilotbetrieb hinauskommt, das wird immer unwahrscheinlicher. Die Hinweise verdichten sich, daß das Klöckner-Verfahren, einen Teil des Öls für die Hochofen- Befeuerung mit Plastikmüll zu ersetzen, im juristischen Gestrüpp der Verpackungsverordnung hängenbleiben könnte. Eine Kurzstudie des Ökoinstituts Darmstadt kommt zu einem eindeutigen Schluß: „Es handelt sich zweifelsfrei um eine thermische Verwertung der Kunststoffe.“ Und das würde das Aus für das Porjekt bedeuten: Die Anlage rentiert sich nur, wenn dort Plastikmüll des Dualen Systems eingeblasen werden darf.

Verbrennen ist aber nach den Bestimmungen der Verpackungsverordnung verboten. Und auch das Umweltbundesamt soll Gerüchten zufolge den Klöckner-Ofen als „thermische Verwertung“ deklariert haben. Umweltstaatsrat Uwe Lahl sind diese Hinweise unbekannt: „Wenn aber das Projekt der Verpackungsverordnung widerspricht, dann wäre das das Aus“, sagte er gestern auf Nachfrage.

Sowohl Klöckner als auch der Bremer Umweltsenator hatten argumentiert, wenn Plasik bei 1.200 Grad in den Hochofen eingeblasen würde, um den auf 2.000 Grad zu bringen, dann sei das keine „thermische Verwertung“, zu deutsch: Verbrennung. Mit dem Verfahren würde das Öl als Brennstoff ersetzt, also könne man nur von einer „rohstofflichen Verwertung“ sprechen, und die sei nach Verpackungsverordnung erlaubt. Um den Begriff der „rohstofflichen Verwertung“ prinzipiell zu klären, wurde das Umweltbundesamt (UBA) eingeschaltet, allerdings zu einer Zeit, in der das Klöckner-Verfahren noch gar nicht spruchreif war. Also behandelt das UBA Klöckner nur am Rande. Von der Studie liegen erste Rohentwürfe vor. Und dort spricht das UBA der Klöckner-Anlage das Prädikat „rohstofflich“ eindeutig ab. Was Klöckner vorhabe, das sei „thermisch“. Das will Uwe Langer vom BUND erfahren haben.

Umweltstaatsrat Uwe Lahl kann sich dagegen kaum vorstellen, daß das UBA schon Ergebnisse vorlegen kann. Erst in der vergangenen Woche hatte der Umweltsenator Materiel über die Klöckner-Anlage zusammengestellt und via Umweltbundesminister an das UBA geschickt. Lahl: „Es würde mich wundern, wenn die schon Ergebnisse hätten.“

Dafür spricht eine kleine Meinungsumfrage, die in den Umweltministerien der anderen Länder gemacht worden ist. In den anderen Landeshauptstädten ist die Meinung zu Klöckner eindeutig: „thermische Verwertung“.

Sollte sich diese Meinung durchsetzen, dann könnte Klöckner zwar seine Pilotanlage in Betrieb nehmen, weil die nicht mit DSD-Abfall befeuert wird, aber die angestrebte Großanlage dürfte nicht genehmigt werden. Jochen Grabler

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