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Müssen für die Tram 130 Bäume fallen?

■ BUND kritisiert geplante Straßenbahntrasse in Wedding

Mehr als die Hälfte der Bäume, die der Verlängerung der Straßenbahn in den Wedding zum Opfer fallen sollen, wären nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) bei einer leicht veränderten Trassenführung zu retten. Den ausliegenden Plänen zufolge müßten der 5,3 Kilometer langen Tramstrecke zwischen der Bösebrücke und einer Wendeschleife am Eckernförder Platz insgesamt 122 Bäume, davon 99 wegen ihrer Stammdicke, weichen. Auf der gestrigen Pressekonferenz sprachen BUND-VertreterInnen gar von 130 teils sehr alten Linden, Ulmen, Ahornen und Robinien.

Zumal auch die Senatsumweltverwaltung den Eckernförder Platz als „wertvolles Biotop“ eingestuft habe und der Bezirk ihn deswegen als Landschaftsschutzgebiet ausweisen wolle, sei der Natureingriff nicht zu verantworten, so der BUND. Sprecher Martin Schlegel forderte statt dessen, auf die Wendeschleife zu verzichten und die Tram durch die Amrumer Straße zum Endpunkt Augustenburger Platz rollen zu lassen. Laut Schlegel spricht für die alternative Endhaltestelle, daß sie direkt am Haupteingang des Rudolf-Virchow-Krankenhauses liege. Die Haltestelle erschlösse zudem die Technische Fachhochschule, das Gebiet um die Torfstraße und böte gute Umsteigemöglichkeiten zur U 9 am Bahnhof Amrumer Straße. Dagegen liege die jetzt ausgeguckte Wendeschleife im „Niemandsland“ von Friedhöfen und Autobahn. Weitere Möglichkeiten, die ebenfalls den Baumbestand am Eckernförder Platz bewahren helfen: ein Tram-Wendedreieck in Form eines Abzweigegleises in die Sylter Straße.

Um bei der Verlängerung weiterer Tramlinien in Zukunft ähnliche Probleme mit dem Platz für Wendeschleifen zu vermeiden, fordert der BUND von der Senatsverkehrsverwaltung und der BVG, wenigstens einige Zweirichtungsfahrzeuge anzuschaffen. Indes bieten deutsche Hersteller einstweilen noch keine solchen Wagen für die Tram, die den Ein- und Ausstieg auf beiden Seiten erlauben, an. „Da haben wir uns selber nach erkundigt, weil wir dem Senat nicht geglaubt haben“, sagte jedenfalls Weddings Baustadtrat Bernd Schimmler (SPD). Der Bezirk habe Zweirichtungswagen gewollt – ebenso wie lärmmindernde Rasengleise, die es mit Ausnahme des Bereichs der Wendeschleife auch nicht geben soll. Laut der Bauverwaltung muß in Wedding ein herkömmliches Schottergleis her, da bei einem Rasenbahnkörper angeblich die Gefahr der „Streustromkorrosion“ an Schienen und Eisenteilen bestehe. In zahlreichen westdeutschen Städten sei jedoch bereits seit Jahren eine Konstruktion erprobt, bei der das Korrosionsproblem nicht auftritt, kritisierte der BUND. Thomas Knauf

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