SPD selbstbewußt

Nach einem in Bremen verbreiteten Vorurteil teilt sich die SPD regional in zwei Bereiche: Im „Osten“ sind die Akademiker, die schlaue Reden halten, die Themen der Zukunft vorgeben und mit Mehrheit eher „links“ sind. Im Westen sind die Arbeiter, rhetorisch weniger sattelfest und im Parteispektrum oft am rechten Flügel.

Diese sozialdemokratische Geografie hat sich in den letzten Monaten unmerklich, aber Schritt für Schritt, verschoben. Geradezu hilflos mußte der Unterbezirksvorstand zusehen, wie seine Parteitags-Strategie zerfleddert wurde. Dagmar Lill sollte wieder Schriftführerin im geschäftsführenden Landesvorstand werden — und fiel durch. Die „Bilanz“ sozialdemokratischer Regierungsarbeit sollte durch einen Antrag, der aus einem Wedemeier-Papier abgeschrieben war, erledigt werden. Scherf schwieg zu Klöckner, Barsuhn zu den „Heckenschützen“, die durch das Mißtrauensvotum gegen Fücks Wedemeier stürzen wollten. Beides kam knallhart auf den Tisch. Die Debatte, wie teuer die Rettung der Klöckner- Werke sein kann, sollte mit dem Scheren-Trick vermieden werden. Der UB-Vorstand erreichte nur das Gegenteil.

Die Neigung der Delegierten, sich ein X für ein U vormachen zu lassen, geht gegen Null — im Westen was Neues. Klaus Wolschner