Ärger um hochkarätige Technik in der Botanik

■ Botanischer Garten in Steglitz stellt für Auto-Show Pavillon zur Verfügung

Die Entscheidung der Verwaltungsebene des Botanischen Gartens in Steglitz, einen garteneigenen Mehrzweckpavillon für eine Auto-Show zur Verfügung zu stellen, hat zu schärfsten Protesten bei den Beschäftigten geführt. Großformatigen Anzeigen in mehreren Tageszeitungen konnten sie entnehmen, daß ein Zehlendorfer Autohaus ab dem morgigen Samstag im Botanischen Garten parallel zur Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt/Main den neuen Saab 900 präsentieren will.

Der Exot aus Schweden mit der biederen Opel-Technik werde „im angemessenen Ambiente und einem reizvollen Spannungsfeld zwischen hochkarätiger Technik und üppiger Natur“ vorgestellt, hatten die Werbelyriker des Autohauses holprig getextet.

„Ich bin ja froh, daß ich noch lebe“, beschrieb der Verwaltungsleiter des Botanischen Gartens, Egon Brüning, den Proteststurm. Tatsächlich sei etwas bei der Sache „schiefgelaufen“. So habe sich das Autohaus nicht an die Vereinbarung gehalten, den Werbetext vorher mit dem Referat Öffentlichkeitsarbeit der Gartenanstalt abzusprechen. Obgleich er persönlich dem umweltverpestenden Individualverkehr auch „nicht sehr positiv“ gegenüberstehe, verteidigte der Verwaltungsleiter trotzdem die Vermietung des Pavillons für die Auto-Show.

Es sei „äußerst problematisch“, einzelne Interessenten von der Nutzung auszuschließen, sagte Brüning. Eine „Zensur“ komme nur in Frage, wenn jemand zum Beispiel eine „Porno-Ausstellung“ machen wollte oder sich verbotene Parteien meldeten. Normalerweise werde der neugebaute Pavillon von kleineren Vereinen wie Kleintierzüchtern oder Orchideenfreunden genutzt.

Nach den Worten des Verwaltungsleiters bringt die Vermietung nicht allzuviel ein, doch kann der Botanische Garten mit den Spendengeldern Dinge ankaufen, die er sich sonst nicht leisten könnte. Dem für 1994 aufgestellten Haushalt von rund 16 Millionen Mark stehen nur Einnahmen von einer Million Mark gegenüber, den Fehlbetrag muß der Senat zahlen. Ziehe man von der Summe noch die festen Kosten für Löhne, Gehälter, Heizung und Bewirtschaftung ab, blieben jährlich nur zwischen 300.000 und 500.000 Mark, die der Botanische Garten frei einsetzen könne.

Zudem habe die übergeordnete Wissenschaftsverwaltung des Senats aus dem Etat für das nächste Jahr schon 85.000 Mark gestrichen. Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU), der nach Angaben seiner Pressesprecherin Monika Grütters vorab nicht über die Autorepräsentation informiert gewesen sei, hält die Vermietung für „politisch naiv“. Thomas Knauf