Frieden per Handschlag vor dem Weißen Haus

■ Israel und PLO besiegeln heute ihr Abkommen

Washington/Tel Aviv (taz) – Die Roten Teppiche sind ausgerollt, die Fernsehkameras postiert. Wenn nichts Unerwartetes dazwischenkommt, beendigen Israel und die PLO heute in Washington ihre jahrzehntelange Feindschaft. Zu der Zeremonie vor dem Weißen Haus hat US-Präsident Clinton 2.000 Gäste eingeladen. Trotz aller Vorbereitungen bleibt bis zuletzt unklar, welcher Palästinenser welchem Israeli die Hand reichen wird. Ginge es nach dem Willen des Gastgebers, würden sich PLO-Chef Arafat und Israels Ministerpräsident Rabin die Hände schütteln. Letzterer ziert sich aber, den stoppelbärtigen Ex-Feind selbst anzufassen, und würde die delikate Aufgabe lieber seinem Außenminister und Rivalen Schimon Peres überlassen.

Nach einer vorläufigen Schätzung der Weltbank, die am Wochenende einen Bericht vorlegte, benötigen die Palästinenser im Gaza-Streifen und in der Westbank mindestens drei Milliarden Dollar Unterstützung über die nächsten zehn Jahre, um die grundlegende Infrastruktur wiederaufzubauen. Die US-Regierung hat bereits klargemacht, daß sie sich als Geldeintreiber, nicht als Geldgeber versteht. Clinton trug nach einem Telefongespräch mit dem saudischen König Fahd vorsichtigen Optimismus zur Schau. Saudi-Arabien, das den Geldhahn für die PLO zugedreht hatte, nachdem sich Arafat im Golfkrieg auf die Seite des Irak gestellt hatte, ist offenbar bereit, wieder Schecks auszustellen. „Übernehmen Sie die Organisation des Ganzen“, soll Fahd laut Clinton gesagt haben. „Ich werde zur Verfügung stehen.“

Die EG will mit etwa einer Milliarde Mark in den kommenden Jahren die besetzten Gebiete unterstützen. Bis Ende nächsten Jahres sollen für den Aufbau der Selbstverwaltung im Gaza-Streifen und in Jericho mehr als 38 Millionen Mark zur Verfügung gestellt werden. Seiten 8 und 11