Konsum, ja bitte!

■ Kaufhaus des Nordens genehmigt

Egbert Kossak ging mal wieder in die Vollen: „Für Europa eine architektonische Sensation ersten Ranges“, lobte der Oberbaudirektor der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) sein neues Lieblingskind: Das Kaufhaus des Nordens an der Mönckebergstraße – ein gläserner Konsumkoloß, der Horten und den Kaufhof miteinander verbinden soll (taz berichtete). Das 120 Millionen-Projekt passierte am gestrigen Dienstag auch den Stadtentwicklungsausschuß der Bürgerschaft. In der kommenden Woche soll nun der Investor, „Kaufhaus Holding AG“ einen sogenannten Vorbescheidsantrag von der Stadt erhalten.

Die Holding hat die Hansestadt zuvor mächtig unter Druck gesetzt: Noch im Oktober müsse er, so teilte der Konzern den hanseatischen PolitikerInnen mit, die endgültige Investitionsentscheidung fällen. Deshalb müsse sich Hamburg noch im September für oder gegen den Glaswürfel entscheiden. Egbert Kossak half ein bißchen nach und siehe da: Rechtzeitig vor der Wahl gab der zuständige Hauptausschuß des Bezirksamtes Mitte grünes Licht für den neuen Kaufhaus-Riesen. Auch in der Steb erntete die übereilte Entscheidung – die ganz jenseits der sonst propagierten offenen Planungskultur liegt – Kritik. Ein Insider: „Kossak ist mal wieder vor einem Investor eingeknickt“.

Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller sieht das natürlich anders: „Unser Oberbaudirektor hat alles sorgfältig abgewogen“. Und auch die Finanzbehörde pushte das Projekt: Durch die Privatisierung der Langen Mühren, die durch den Glaskasten vollständig überbaut wird, und die Veräußerung weiterer städtischer Flächen kassiert die Stadt einen zweistelligen Millionenbetrag. Was aber passiert, wenn eine neue Regierung das Projekt nach der Wahl wieder kippt? „Wir müssen dann keine Schadensersatz-Millionen zahlen“, verkündete Traute Müller gestern. Die Kaufhaus Holding AG, der die beiden nun fusionierenden Konsumpaläste gehört, dürfte da ganz anderer Auffassung sein. Marco Carini