Der "Che" des Fußballs

■ Diego Maradona schnürt wieder die Fußballstiefel / Vertrag beim argentinischen Klub Newell's Old Boys

Berlin (taz) – Diego Armando Maradona kann es einfach nicht lassen. Dabei lag ihm doch solch ein wunderbares Angebot vor, seine „göttlichen Fußballkünste“ fürderhin im Trikot von Juventus Senile in der Bunten Liga Aachen vorzuführen. Höchstens dreimal pro Jahr Training, exzellente Einkaufsmöglichkeiten in den benachbarten holländischen Coffeeshops, ein leibhaftiges argentinisches Steakhaus in den Mauern der Stadt, dazu der Nürburgring in der nahegelegenen Eifel, wo er seine raserischen Gelüste frei hätte ausleben können, ohne, wie in Sevilla, mit dem Kadi Bekanntschaft zu machen. Ideale Bedingungen für den ungebärdigen Argentinier, seine Karriere in Frieden und Harmonie ausklingen zu lassen.

Doch der Profifußball läßt ihn nicht los. Für vier Millionen Dollar unterschrieb Maradona einen Vertrag bei den Newell's Old Boys in Rosario, nachdem zunächst sein erster Klub Argentinos Juniors Favorit für einen Verpflichtung des zur Fülligkeit neigenden Ballverhexers gewesen war. Zusätzlich kassiert Maradona die bescheidene Summe von 25.000 Dollar Gehalt pro Monat, dafür lockte bereits sein erstes Training 30.000 Zuschauer an. Das offizielle Debüt soll am 7. Oktober in einem Freundschaftsspiel erfolgen.

Nicht nur die „Liga colorada“ zu Aachen muß nun noch etwas auf den prominenten Neuzugang warten, auch mit der geplanten Fußballschule in Kuba, die Maradona persönlich Fidel Castro versprochen hatte, wird es vorerst nichts. Allerdings hat der Landsmann Che Guevaras die Solidarität mit dem darbenden karibischen Inselvolk keineswegs ad acta gelegt. Eine seiner Bedingungen an den neuen Klub war – neben weitgehender Freistellung vom Training und der Verbannung der Vereinsfunktionäre aus der Spielerkabine – die Veranstaltung eines Rockkonzerts und eines Benefiz- Fußballmatches zugunsten von Kuba.

Erst kürzlich hatte der Anti-Imperialismus des 32jährigen neue Nahrung bekommen, als ihm wegen seiner Drogenverfahren in Argentinien und Italien die Einreise in die USA verweigert worden war. Nach dem er in Uruguay eine seiner verblüffenden Abmagerungskuren, um deren Effizienz ihn die Dickleibigen dieser Welt beneiden, absolviert hatte, besaß er nach eigenen Angaben immer noch „vier Kilo zuviel“. Diese wollte er in einem Spezialsanatorium in Milwaukee loswerden, das ihm von seinem Bruder Raúl, der in einem US-amerikanischen Soccer-Klub spielt, empfohlen worden war. Zudem wollte er dort einen vollständigen Gesundheitscheck durchführen lassen, um seine körperliche Eignung für die Bunte respektive argentinische Liga überprüfen zu lassen.

Als ihm die US-Botschaft in Buenos Aires das Visum verwehrte, schäumte der „Che des Fußballs“, wie ihn die spanische Zeitung El Pais taufte, vor Zorn und ließ wahre Tiraden über den natürlichen Feind des Südamerikaners hereinbrechen: „Die Yankees halten sich für die Herren der Welt. Sie schicken uns Drogenabhängige und waschen Geld. Jeder darf rein und uns sagen, wie wir zu leben haben, aber ich darf bei ihnen nicht rein, wegen zweier Fälle, die unter der Kontrolle der Justiz sind. Ich weiß, daß sie die Herren der Welt sind und in der Lage, Kriege anzuzetteln und überallhin Killer zu schicken. Darum muß ich Geduld haben.“ Er werde nun nach Kuba gehen, „nicht um den Yankees in den Hintern zu treten, aber ein bißchen schon“.

Dieses Vorhaben ließ er, nachdem ihn „Reflexionen über einige Kommentare meines Vaters während des WM-Qualifikationsspieles Argentinien–Paraguay“ zur Fortsetzung seiner Profikarriere bewegten, erstmal fallen. Dafür darf man gespannt sein, ob ihn „die Herren der Welt“ im nächsten Jahr ins Land lassen werden, wenn er, sollte sich sein Land gegen Australien qualifizieren, vermutlich seine vierte WM im argentinischen Trikot in Angriff nehmen wird. Matti