Elke zeig' dich

■ Gymnestrade: Turnen ohne Muff

Andreas Aguilar und Alfred Lefebre riesenfelgten im Duett um die Rechstange wie die Zeiger einer durchgedrehten Kirchturmuhr. 2.500 Zuschauer wußten nicht so recht, was sie nun mehr bewundern sollten: den Turnspießer, wie ihn sich die Kampfrichter wünschen, gemimt vom früheren Weltmeister Aguilar, oder die perfekte Tollpatschigkeit, mit der Partner Lefebre um das Gerät dilletierte und über jede umherliegende Turnmatte stolperte.

Die beiden, die auch schon im Zirkus Roncalli aufgetreten sind, führten in der Alsterdorfer Halle den Beweis, daß turnen außer frisch-fromm-fröhlich-frei auch sehr unterhaltsam und kunterbunt sein kann. Dies war auch das Anliegen der Hamburger Gymnestrade, die am Wochenende viele der 177 Turnvereine zu den unterschiedlichsten Aktivitäten animierte. Die Artisten aus Hannover waren die Attraktion eines Abends mit dem Titel „Faszination Turnkunst“, der konservative Turnväter und -mütter um den rechten Glauben bringen konnte.

Da wurden so unterschiedliche und bisher sorgsam getrennte Elemente wie Geräteturnen, Trampolinspringen und rhythmische Sportgymnastik in einem Mannschaftswettbewerb vermengt, da moderierte ein Moderator mitten in die Übungen hinein, da wurden die Punkte von Weiblein und Männlein schamlos zu einem Endergebnis addiert. Und nach einem mit 10 Punkten leicht überbewertetenTrampolinvortrag der Bremerin Elke Schünemann, ließ der Sprecher die Atletin nicht etwa schüchtern in ihre Mannschaftsecke abgehen, sondern forderte: „Elke, zeig' dich!“ Olaf Krohn