■ Press-Schlag
: Monaco, schweißlos

Karl Lagerfeld ließ uns wissen, man könne nicht Ästhet in Sachen Mode sein, ohne zugleich für die Harmonie des Körpers empfänglich zu sein. In Monaco, dem Fleckchen teurer Erde, das sich zwischen Côte d'Azur und Bergland reinquetscht, gibt es von beidem genug: schöne Körper und deren schöne Verpackung. Das Fürstentum, in dem Geld meist gut behütet flanieren geht, in dem Boliden nicht zu flitzen pflegen, sondern in zig Kurven ihre in der Regel gut gestylten Insassen Gassi führen, ist Nabel der Sportwelt. Der Welt des Sports. Monaco ist zwar schrecklich mondän, aber sportlich nicht träge: Rallye Monte Carlo, ATP Tennisturnier, Formel 1, all die schönen Sportarten, welche Distinktion zum Zwecke haben, gibt es auch das Jahr über schon. Warum auch nicht? Stil-Leben ist unter azurblauem Himmel gefragt; weniger übelriechender Schweiß. Das gilt sogar fürs eigentlich profane, weil volkssportliche, Fußballspiel. Der AS Monaco entbehrt enthusiastischer Fans wie etwa das 800 km entfernte olympische Marseille. Nein, die 5.000 Monegassen im Fürstentum sind keine Kickerproleten. Bestenfalls Bewunderer der hohen Ballkunst. „Klinsi“ spielt vor bescheidener Kulisse.

1993 ist in Monaco zum Jahr des Sports erkoren worden. Das Reich derer von Grimaldi zeigt doppelt Flagge: rot und weiß die eigene, die neben der Fahne des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) flattert. 3.000 ausländische Gäste werden zur 101. IOC-Sitzung eingeflogen, deren Höhepunkt am Donnerstag die Wahl der Olympiastadt 2000 ist – darunter 815 Sportjournalisten. Und 84 Herren und 7 Damen der Ringe – die meisten in einem Alter jenseits sportlicher Betätigung.

Aber: Wer von Sport redet, muß schließlich nicht Sport meinen. Der Jogger, welcher schnell an die natürlichen Grenzen des nur knapp zwei Quadratkilometer kurzen Fürstentums stößt, hat mit dem sportlichen Geldadel, der in Yachten der Grenzenlosigkeit von Raum und Portemonnaie frönt, nur wenig gemein. Monaco Sport. Die Kulisse für die Entscheidung 2000 ist fürwahr vortrefflich gewählt. Kann man sich einen besseren Rahmen vorstellen? Monaco – wo Sport den scheußlichen Geruch von Arbeit verliert. Nein, hier muß jenes Gremium tagen, welches den Sport auf seine pekuniäre Seite immer mehr zu beschränken wußte. Eine recht neue Sport-Variante gibt's im übrigen unter einer Glasscheibe zu besichtigen: „Royal Ascot“ heißt die Disziplin, welche mit Hilfe von Chips und Fingerdruck im Casino ausgeübt wird. Hier treiben nicht mal mehr die Pferde Sport, die armen Viecher sind aus Gummi. Kraft und saftlos, gänzlich ohne Muskelenergie hoppeln sie ums Oval. Sport am Spieltisch: weder schweißtreibender Akt noch ästhetischer Genuß. Aber künstlicher Schein. coh