Hilfe behindert

■ In Somalia wächst die Kritik der Hilfsorganisationen an der UNO

Nairobi (taz) – Die angespannte Lage in Somalias Hauptstadt Mogadischu beeinträchtigt immer stärker die Arbeit der Hilfsorganisationen. Zwei – die irischen Organisationen Goal und Concern – haben ihr gesamtes Personal abziehen müssen, andere können kaum noch arbeiten. „Direkt vor dem Tor unseres Gebäudekomplexes wurde gekämpft“, sagt Jamie McGoldrick von der britischen Hilfsorganisation Save The Children. „Vier Tage lang konnten wir nicht auf die Straße. Eine Überwachung der Aktivitäten in Kliniken, Lebensmittelverteilungszentren und Flüchtlingslagern war nicht möglich.“

„Wir können in Mogadischu überhaupt nicht mehr planen“, ärgert sich auch Kevin Noone von Goal. Allerdings werde der Rest von Somalia währenddessen wiederaufgebaut. Insgesamt gibt es nur noch um die 50 ausländische Hilfsarbeiter in Mogadischu.

McGoldrick äußert scharfe Kritik an der UNO. „Die Militäraktivitäten haben die humanitäre Arbeit an den Rand gedrängt. Die UNO macht sich die Somalis zu Feinden, und dadurch wird es später sehr schwer sein, neue Aktionen zu starten.“ Die UNO sei auch dafür verantwortlich, daß sich die Clans in Mogadischu wieder bekämpfen: „Die UNO treibt einen Keil zwischen die Clans, indem sie sich auf Aidid konzentriert. Andere Clans, die mit ihm verfeindet sind, profitieren von deren Schwächung und greifen an.“

Die UNO scheint auch unter Aidids Hauptrivalen in Mogadischu, dem Abgal-Clan, Unterstützung zu verlieren, glaubt ein Save- The-Children-Vertreter. „Die Abgal waren empört über das angebliche Abkommen zwischen den italienischen Soldaten und Aidids Leuten. Im Viertel Medina bewerfen Angehörige des Abgal-Clans jetzt die UNO mit Steinen.“

Einig sind sich die Hilfsorganisationen darin, daß Mogadischu jetzt ein gefährlicherer Ort ist als vor der Landung der ersten ausländischen Truppen im Dezember 1992, als Milizen über die Stadt herrschten. „Damals konnten wir zumindest mit unseren bewaffneten Leibwächtern auf die Straße gehen. Unsere somalischen Mitarbeiter konnten uns sagen, wo es gefährlich wurde. Nun können überall Kämpfe ausbrechen.“

David Neif, Somalia-Direktor von Care international, ist sich sicher: „Mit jedem getöteten somalischen Zivilisten werden Racheabsichten gegen zehn UNO-Soldaten geboren. Die UNO sollte Staatsmänner nach Somalia schicken, keine militärischen Betonköpfe.“ Sinikka Kahl