Zwei Tage abgasfreie Stadtluft

■ Bürgerinitiative sperrt Flensburgs Innenstadt gesund

Flensburg (taz) – Eine Stadt lärm- und abgasfrei. Dieses hohe Ziel hat sich die Flensburger Initiative „Forum gesunde Stadt“ gestellt. Probeweise hat sie es am Wochenende an der dänischen Grenze beinahe erreicht. Für zwei Tage wurden in Flensburg zwei Hauptstraßen gesundgesperrt. Gleichzeitig wurde eine stillgelegte Eisenbahnstrecke zwischen Nord- und Ostsee mit einer Sonderfahrt wiederbelebt.

5.000 Menschen hätten es genossen, die Straße als Lebensraum zurückzuerobern, sagte der Sprecher der Organisatoren, Karsten Kuhls von den Ärzten für soziale Verantwortung (IPPNW).

Die Sonderfahrt des alten Nord- Ostsee-Expresses zwischen Flensburg und Niebüll wurde allerdings nur deshalb möglich, weil die Nato den seit zwölf Jahren stillgelegten Schienenstrang instandgehalten hat – für schwere Militärtransporte.

Langfristiges Ziel des „Forums gesunde Stadt“ sei es, daß an der deutsch-dänischen Grenze mit Geldern der EG, des Bundes und des Landes ein Modellprojekt eines menschen-, klima- und umweltfreundlichen Nahverkehrs ohne Auto geschaffen werde. In dem „Forum gesunde Stadt“ haben sich Umweltverbände, Verkehrsclubs, Kinderschutzbund, IPPNW sowie Kirchengemeinden zusammengeschlossen.

Zwar sei Flensburg im Sommer 1991 dem deutschen Gesunde- Städte-Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beigetreten. Doch von dieser Verpflichtung sei zur Zeit in der Stadt kaum etwas zu spüren, meinte Karsten Kuhls.

Pläne für eine unerprobte Müllvergasungsanlage mitten in der Stadt mit einer Kapazität von 150.000 Tonnen pro Jahr und eine Umgehungsstraße für etwa 55 Millionen Mark empören die Initiative. So bezweifeln die Kritiker, daß die Umgehungsstraße wirklich die Innenstadt entlaste, und für die Müllvergasungsanlage habe es nicht einmal ein Alternativgutachten gegeben. Kersten Kampe