Land in Sicht

■ Das Babylon Mitte ist auferstanden aus Ruinen. Mit einem vollen Terminkalender startet das Kino in den Oktober

Vor sechs Wochen stürzte ein Teil der Decke ein, und alles sah danach aus, als solle damit das traditionsreiche Berliner Programmkino in Schutt und Asche versinken. Aber der Unfall setzte bei den Betreibern hektische und, wie es aussieht, erfolgversprechende Energien frei. Flugs wurden die anstehenden Aufführungen ins 70 Plätze fassende Foyer verlegt, und mit 123 Terminen im Oktober ist der Spielplan voller denn je. Die auf ein bis zwei Jahre angesetzte Renovierung des denkmalgeschützten Bauwerks, konzipiert vom Neue-Sachlichkeit-Architekten Hans Poelzig, sieht auch eine Erweiterung des Cafés mit einer originalgetreu bis zum Boden gezogenen Fensterfront vor.

Beflügelt wurden Babylon-Geschäftsführerin Heidrun Barthel und ihre Kollegin Cornelia Klauß nicht zuletzt durch eine „Welle der Solidarität“ aus allen Ecken des Kulturbetriebs. Manifeste Hilfsangebote unterbreiteten die benachbarte Volksbühne und das Zeughaus-Kino. So wird die Volksbühne fortan über das Wochenende ihren Grünen Salon zur Verfügung stellen, einmal im Monat sonntagmorgens auch den großen Saal. Dabei ist geplant, das Kinoprogramm soweit als möglich an den aktuellen Aufführungen der Volksbühne zu orientieren, d.h., der „Othello“ wird von Shakespeare-Filmen begleitet werden, und wenn Johann Kresniks Bremer Tanztheater hier seine grandiose „Ulrike Meinhof“-Aufführung auf die Bühne bringt, wird im Grünen Salon ein Schwerpunkt auf Apo-Filme gelegt.

Das Zeughaus-Kinos steckt eigene Pläne zur Programmerweiterungen vorerst zurück, um dem Babylon den Montag und Dienstag für Aufführungen freizuhalten. Für den Sonntag soll ein gemeinsames Programm erarbeitet werden.

Zur Premieren-Matinee in der Volksbühne wird am Sonntag, dem 3. Oktober, die „Prager Bettleroper“ zu sehen sein, ein Film von Jiri Menzel nach dem gleichnamigen Theaterstück Václav Havels. Bernd Imgrund