Schöne bunte Welt

■ Farbmonitore werden immer mehr zum Statussymbol / Die Gesundheitsbelastung ist weitaus höher als bei Schwarzweißbildschirmen

Schwarzweiß ist out, Farbe ist in. Ein Trend, der sich in den letzten Jahren bereits beim Kauf von Fernsehgeräten fast vollständig durchsetzte, ist inzwischen auch in der Computerbranche zu beobachten: Immer häufiger verlangen KundInnen Farbmonitore. Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage haben viele Firmen inzwischen ihre 17-Zoll-Schwarzweißmonitore ersatzlos aus dem Programm genommen. „Somit gibt es auf dem Markt praktisch keine guten Schwarzweißbildschirme in dieser Größe mehr“, erklärt Dieter Bickenbach, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technologieberatungsstelle des DGB Berlin.

Abgesehen von einer offensichtlichen Funktion als Statussymbol wird Farbe oft automatisch mit breiterem Leistungsspektrum und größerer Anwendungsfreundlichkeit gleichgesetzt. Doch Fachleute warnen: Farbbildschirme verursachen weitaus größere gesundheitliche Gefahren, insbesondere erheblichere Belastungen der Augen, als die herkömmlichen Schwarzweißmodelle.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Ist schon die Arbeit mit einem Schwarzweißmonitor keineswegs augenfreundlich, stellen die verschiedenen Farben an die Augen ungleich höhere Ansprüche. Nur die zwischen Laubgrün und Gelbgrün liegenden Farbtöne werden genau auf die Netzhaut projiziert. Alle davon abweichenden Farben nimmt das Auge so wahr, als seien sie vor beziehungsweise hinter der Bildfläche, so daß sich der Augenmuskel immer wieder an scheinbar unterschiedliche Entfernungen anpassen muß. Diese permanente Augenmuskelbewegung führt zwangsläufig zu Ermüdungserscheinungen. „Es wird kaum zu verhindern sein, daß der Augenmuskel irgendwann die Arbeit wegen Überlastung einstellt“, warnt der DGB-Experte Bickenbach. Eine zusätzliche Belastung entsteht durch die mangelnde Kontrastschärfe der Farbbildschirme. Diese ist konstruktionsbedingt. In den Bildschirmen liegt zwischen Elektronenstrahl und Bildschirmoberfläche eine sogenannte Lochmaske, die die einzelnen Farben exakt auf jeweils einen Punkt lenkt. Sie sorgt also dafür, daß an einer bestimmten Stelle auf dem Bildschirm nur derjenige Punkt leuchtet, der auch leuchten soll. Diese Lochmaske schluckt allerdings Leuchtkraft und verhindert damit die Abbildung kantenscharfer Details. Die einzelnen Buchstaben auf dem Bildschirm sind dadurch an ihren Rändern schwammig und unscharf.

Auch die Zeichenerkennbarkeit ist bei Farbmonitoren nicht annähernd so hoch wie bei Schwarzweißgeräten. Verbessert werden könnten der Kontrast und die Erkennbarkeit nun dadurch, daß intensive, „gesättigte“ Farben erzeugt werden. Diese allerdings würden wiederum die Anforderungen an die Anpassungsleistung der Augen erhöhen, und so würden die Hersteller „den Teufel mit dem Beelzebub austreiben“, wie Dieter Bickenbach es formuliert. Ein weiteres Problem verursachen Spiegelungen und Reflexionen, die auf Farbbildschirmen deutlich stärker wahrgenommen werden als auf Schwarzweißgeräten. Dies bezieht sich nicht nur auf unzureichende Entspiegelungsverfahren von Billiggeräten. Auch hochwertige Farbmonitore schneiden in Untersuchungen deutlich schlechter ab als entsprechende Schwarzweißgeräte. Ursache hierfür ist ebenfalls die bereits erwähnte Lochmaske. Leider ist zusätzlich festzustellen, daß helle Raumbeleuchtung, die bei Bildschirmarbeitsplätzen auf jeden Fall zu empfehlen ist, in Verbindung mit den meisten Entspiegelungsverfahren die Farbkontraste noch weiter reduziert.

Gründe genug gibt es also, die Anschaffung von Farbbildschirmen in Frage zu stellen. Eigentlich existieren nur sehr wenige Gebiete, in denen der Einsatz von Farbmonitoren sinnvoll sein könnte. Dies ist vielleicht bei einigen naturwissenschaftlichen Programmen, in verschiedenen Bereichen des computergestützten Konstruierens oder bei der Erstellung druckfähiger Farbvorlagen der Fall. Doch auch hier sollten potentielle KäuferInnen immer eine Abwägung zwischen der konkreten Arbeitserleichterung und der zwangsläufig höheren Gesundheitsbelastung für die Augen treffen.

Für den alltäglichen Einsatz im beruflichen und privaten Bereich sind Schwarzweißgeräte allerdings eine völlig ausreichende und augenschonende Alternative. „Vielleicht kann unsere Aufklärungsarbeit den unsinnigen Trend zur Farbe noch stoppen“, hofft Dieter Bickenbach. Claudia Schulze

Wer sich weiter informieren möchte, kann bei der DGB-Technologieberatungsstelle, Kleiststraße 19–21, 10787 Berlin, folgende Broschüren bestellen: „Bildschirmarbeit human gestalten“, 100 Seiten, 6 DM und „Der richtige Bildschirm: Marktübersicht über strahlungsarme, ergonomisch empfehlenswerte Bildschirme“, 50 Seiten, 4 DM.