Harte Zeiten für Lufthansa

■ Angst um Arbeitsplätze / Airbus-Wartung nach Wien?   Von K. v. Appen 105 Entlassungen bei der Grone-Schule sind unwirksam / Landesarbeitsgericht entschied gestern für DozentInnen

Große Verunsicherung unter den Beschäftigten der Hamburger Luftfahrtindustrie. Nach der Demo von 4000 Beschäftigten der Deutschen Airbus in Finkenwerder gegen Arbeitsplatz- und Sozialabbau am Dienstag legten gestern 3500 MitarbeiterInnen der Lufthansa-Werft (LH) die Arbeit nieder. Grund: Belegschaft und Gewerkschaft befürchten den Verlust von 1500 Arbeitsplätzen durch eine mögliche Kooperation mit der „Austrian Airlines“ (AuA) in Wien. Lufthansa-Sprecher Franz-Josef Darius: „Blödsinn“.

Der Konkurrenzkampf unter den internationalen Airlines ist auch an den Kranich-Fliegern nicht spurlos vorbeigegangen. Im vorigen Jahr verzeichnete das Unternehmen (60.000 Mitarbeiter) ein Finanzloch von 1,5 Milliarden Mark. Und auch die Profite der Luftwerft (8500 Beschäftigte) sind gesunken. Denn immer mehr Gesellschaften gehen dazu über, ihre Flugzeuge selbst instandzuhalten. So entfallen bald die 1975 vereinbarten Wartungsaufträge von Iberia, Air France, All Italia und Sabena.

Grund für das Lufthansa-Management, nach Auswegen zu suchen. Geplanter Deal: Die AuA soll die alle fünf Jahre anstehende Kabinen-Überholung der Kurz- und Mittelstrecken-Jets A 320/A 321 übernehmen, die erstmals Ende 1994 ansteht. Im Gegenzug soll die gesamte Triebwerk- und High-Tech-Wartung der AuA- und LH-Flieger auf der Hamburger Werft erfolgen. Ferner soll die komplette Wartung der neuen Airbus-Jumbos A 340 beider Flotten ab 1998 in Hamburg konzentriert werden, so daß die 500 Millionen Mark teure Jumbo-Halle ausgelastet werden kann. Darius: „Es ist erklärtes Ziel, daß kein Arbeitsplatz gefährdet wird. Wenn das anders wäre, hätte das Mangement auch Haue verdient.“

Und noch ein Schachzug verbirgt sich hinter dem anvisierten Deal: Momentan laufen zwischen den großen europäischen Airlines (Air France, AuA, KLM, Swiss Air, SAS) Verhandlungen über eine Fusion zu einer „Euroline“. Eine derartige Monster-Konkurrenz könnte schnell das Ende der Kranich-Flotte (190 Flugzeuge) bedeuten. Deshalb hofft man durch eine Kooperation, die AuA – und eventuell die Swiss-Air – aus dem Konsortium herausbrechen zu können, den Aufbau eines Airlines-Giganten zu verhindern oder sogar mit den Schweizern und Österreichern selbst zu einer Mega-Airline zu fusionieren.

Der Betriebsrat weist zu Recht darauf hin, daß die Unternehmens-Rechnung nicht zwangsläufig aufgeht. So seien derzeit 1500 Mitarbeiter in der Triebwerkswartung und 1500 Mitarbeiter in der „Bodyüberholung“ tätig. Werde nun „nur“ im Bereich der Triebwerkinstandhaltung investiert, seien die 1500 Arbeitsplätze der hochqualifizierten Mitarbeiter in der Kabinenüberholung akut gefährdet. Abteilungs-Betriebsrat Peter Lessin: „Ein Austausch von Arbeitsplätzen ist nicht ohne weiteres möglich.“ Und Helmut Karl, Betriebsrat aus dem Bereich Triebwerkswartung: „Wir werden nicht zulassen, daß beide Bereiche gegeneinander ausgespielt werden.“ Beide Belegschaftsvertreter plädieren dafür, daß schon jetzt durch Investitionen in allen Sparten die Arbeitsplätze der Luftwerft gesichert werden.

Akute Arbeitsplatzsorgen haben auch die Mitarbeiter der Deutschen Airbus (DA) in Finkenwerder. Da viele Airlines Flugzeugbestellungen storniert haben, werden statt der kalkulierten 176 Airbus-Maschinen nur 123 Jets gebaut werden können. Folge: Nach den Plänen des Unternehmens sollen in Hamburg 900 Mitarbeiter gefeuert werden.

Und damit nicht genung: Das Unternehmen kündigte massiven Sozialabbau an. Konkret: Streichung des Weihnachtsgeldes und der Krankengeldzuschüsse. An die eigene Geldbörse gehen die DA-Bosse aber nicht. Erklärtes Ziel der Geschäftsleitung, so eine Beschlußvorlage zur Neustrukturierung des Managements: „Wahrung des materiellen Besitzstandes der Führungskräfte.“