Hamburg blockiert Container-Zugverkehr

■ Hamburg fürchtet Hafenkonkurrenz durch Direktverbindung nach Bremerhaven

Güterverkehr gehört von der Straße auf die Schiene. Das findet auch Hamburgs Hafensenator Hans-Jürgen Krupp (SPD) – jedenfalls im Prinzip. Konkret blockiert er jedoch seit Wochen eine Vereinbarung, mit der in kurzer Zeit rund die Hälfte der 75.000 Container, die bisher jedes Jahr per LKW zwischen den Häfen von Bremerhaven und Hamburg hin- und hertransportiert, auf die Schiene verlagert werden könnte.

Bereits im Frühjahr hatten die „Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser“ (EVB), eine private Gesellschaft, die die von der Bundesbahn stillgelegte Bahnstrecke zwischen Bremerhaven und Hamburg übernommen hat, eine Genehmigung für zwei tägliche Containerzüge zwischen den Kajen der beiden Überseehäfen beantragt. Über 100 LKWs würden damit jeden Tag überflüssig, die bis heute die Landstraße über Bremervörde verstopfen.

Der Bremer Hafensenator und die Bundesbahn willigten schnell ein, lediglich der für den Gleisanschluß im Hamburger Hafengebiet zuständige Hafensenator winkte ab. Sein Sprecher Wolfgang Becker gegenüber der taz: „Wir haben Stimmen gehört, die vermuten ließen, daß Bremen die Bahnverbindung ausnutzen will, um Schiffe, die Hamburg ansteuern wollten, nach Bremerhaven umzuleiten.“ Wegen der langen Zufahrt über die Elbe käme Hamburg damit in einen Konkurrenznachteil zum fast an der offenen See gelegenen Bremerhavener Container-Terminal.

Daß ein direkter Containerzug zwischen den beiden Häfen im Bremer Interesse läge, bestreitet auch Bremens Hafensenator Uwe Beckmeyer (SPD) nicht. Sprecher Rüdiger Staats: „Aber deshalb darf doch ein ökologisch und ökonomisch sinnvolles Projekt nicht auf der Strecke bleiben.“ Das findet auch Niedersachsens Verkehrsminister Peter Fischer (SPD). Er hat sich deshalb seinem Hamburger Kollegen als Vermittler angeboten.

Niedersachsen hat nämlich auch ein eigenes Interesse an der Verwirklichung des direkten Container-Zugverkehrs. Bei der mit 28 Millionen Mark subventionierten Privatisierung des Bahnverkehrs im „nassen Dreieck“ zwischen Bremerhaven und Hamburg war das Containergeschäft als Haupteinnahmequelle für die neue EVB eingeplant. Nur vom Personenverkehr, der jetzt zwischen Bremerhaven und Hamburg-Harburg im Stundentakt aufgenommen worden ist, kann die Privatbahn nicht leben.

Die Hamburger Blockade-Politik ist auch deshalb unverständlich, da schon lange rund 25.000 Container jährlich zwischen Bremerhaven und Hamburg von der Bundesbahn transportiert werden - allerdings auf dem Umweg über Bremen. Durch die jetzt mit Hilfe der EVB mögliche Direktverbindung habe man in Hamburg allerdings „noch nicht den abschließenden Strich gemacht“, versichert Hafenressortsprecher Becker. Weitere Verhandlungen mit Bremen sollen folgen, einen Termin gibt es allerdings noch nicht. Dirk Asendorpf