Wasser wird knapp zehn Prozent teurer

■ Tarife steigen 1994 / Trotzdem zuwenig Geld für Umbau von Klärwerken

Für Wasser müssen die Berliner Haushalte von nächstem Jahr an mehr Geld bezahlen. Unter Vorsitz von Betriebesenator Haase beschloß der Verwaltungsrat der Berliner Wasser-Betriebe (BWB) am Mittwoch eine erneute Erhöhung der Tarife für Trink- und Abwasser per 1. Januar 1994. Danach steigt im nächsten Jahr der Preis für einen Kubikmeter Trinkwasser in Berlin einheitlich um 20 Pfennig auf 2,30 DM. Für die Entwässerung sollen Ostberliner Haushalte je Kubikmeter künftig 2,85 DM zahlen (jetzt: 2,40 DM), private Haushalte im Westteil 3,30 DM (jetzt: 2,95 DM). Für Industrie- und Gewerbebetriebe in beiden Stadthälften bleibt das Abwasserentgelt mit 3,30 DM dagegen unverändert. Da der BWB-Verwaltungsrat die Tarife im Vorgriff auf die Umwandlung zur Anstalt des öffentlichen Rechts selbst festlegen kann, muß das Abgeordnetenhaus dem nicht mehr zustimmen.

Um aus den roten Zahlen zu kommen, hatten sich die Wasser- Betriebe eine deftigere Anhebung der Entgelte gewünscht, obwohl es am 1. Oktober 1992 die letzte Tariferhöhung gab. Je Kubikmeter waren ursprünglich 20 bis 30 Pfennig mehr verlangt worden als jetzt beschlossen wurde. Die neuen Tarife stellten einen Kompromiß zwischen dem Finanzbedarf der Wasser-Betriebe und dem für die Bevölkerung noch sozial Zumutbaren dar, den man nur „zähneknirschend“ akzeptiert habe, erklärte Personalgeschäftsleiter Horst Brum. Man sehe ein, daß gerade öffentliche Versorgungsbetriebe nicht eine Vorreiterrolle als wirtschaftlicher „Großpreistreiber“ spielen dürften. Allerdings könnten mit den nun geringer ausfallenden Mehreinnahmen die anstehenden Milliardeninvestitionen zum Umbau der Klärwerke und zur Sanierung des Leitungsnetzes vor allem im Ostteil nicht annähernd finanziert werden. Dafür sei bis zum Jahr 2002 eine Summe von rund 20 Milliarden DM veranschlagt. Die Wasser-Betriebe werden es wahrscheinlich nicht schaffen, entsprechend den bundeseinheitlichen Vorschriften bis Ende 1998 die östlichen Klärwerke mit einer dritten chemischen Reinigungsstufe nachzurüsten, sagte Brum.

Progressive oder lineare Wassertarife, mit denen der sparsame Umgang mit dem knappen Gut Trinkwasser belohnt werden könnte, standen laut Brum im Verwaltungsrat nicht zur Diskussion. Thomas Knauf