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Erdgas aus Norwegen für Emden

■ Bau der Gas-Pipeline gestartet / Naturschützer protestieren

Emden Das bislang größte westeuropäische Projekt zur Gasversorgung ist am Donnerstag bei Emden gestartet worden. Bis zum Jahr 2005 werde mehr als doppelt soviel Erdgas wie bisher zum europäischen Kontinent fließen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Ruhrgas AG (Essen), Klaus Liesen, während einer Schiffahrt auf der Ems. Die Gaslieferungen aus dem sogenannten Troll-Projekt unter Führung des norwegischen Energieunternehmens Statoil sollen am Freitag aufgenommen werden.

„In ihrer Gesamtheit bilden diese Lieferungen europa- wie auch weltweit den größten Exportvertrag in der Geschichte der Gaswirtschaft“, betonte das Mitglied des Vorstandes der Statoil (Oslo), Terje Vareberg. Ministerpräsident Gerhard Schröder hob die Bedeutung der Gaslieferungen aus der Nordsee für eine von Atomenergie unabhängige Energieversorgungsstruktur hervor.

Für Deutschland würden sich die Erdgaslieferungen von derzeit jährlich neun Milliarden auf fast 25 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2005 erhöhen, sagte Liesen. Damit steige der Anteil norwegischen Gases an der deutschen Erdgasversorgung von gegenwärtig 14 auf über 25 Prozent. Vareberg bewertete den Gesamtwert der Verträge im Rahmen des Troll-Projektes als „gewaltig“. Würde der jetzige Gaspreis zugrunde gelegt, umfasse er 175 Milliarden DM.

Die Gaslieferungen werden über die bereits 1977 fertiggestellte Norpipe nach Emden erfolgen. Sie wird durch die Zeepipe, die von den Nordsee-Gasfeldern nach Belgien führt, entlastet. Eine weitere Steigerung sollen die Gaslieferungen erfahren, wenn — wie geplant — die Europipe am 1. Oktober 1995 in Betrieb geht. Diese Gasleitung soll im ostfriesischen Hafen Dornumersiel angelandet werden und wird von Naturschutzgruppen wegen möglicher umweltschädigender Auswirkungen auf den Nationalpark Niedersächsischen Wattenmeer abgelehnt.

Schröder unterstrich erneut die Bedeutung von Gaslieferungen als einen energiepolitischen Baustein zum von seiner rot-grünen Landesregierung angestrebten Ausstieg aus der Atomenergie. Er nannte es machbar, bis zum Jahr 2005 die Voraussetzungen zu schaffen, um ohne Atomkraftwerke auszukommen. Neben Gas müßte allerdings auch regenerative Energien und Energiesparmaßnahmen verstärkt eingesetzt werden. dpa

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