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Vulkan schluckt Neptun

■ Noch mehr Bremer Vulkan an der Ostsee

Die Bremer Vulkan Verbund AG hat ihr Engagement in Mecklenburg-Vorpommern erweitert: Am Freitag übernahm der Vulkan auch die unternehmerische Führung der Neptun Industrie Rostock (NIR). Nach der Schiffswerft Meerestechnik Wismar (MTW), der Stralsunder Volkswerft und dem Dieselmotorenwerk in Rostock gehört damit ein weiterer industrieller Kernbereich im deutschen Nordosten zur Vulkan AG, die ihre Aktivitäten in den neuen Bundesländern unter dem Dach der Hanse Holding zusammengefaßt hat.

Die Eingliederung von Neptun Industrie in die Holding, die jetzt insgesamt neun Unternehmen mit fast 9000 Mitarbeitern führt, war nach den Worten des Vorsitzenden der Geschäftsführung, Manfred Timmermann, „ein schweres Stück Arbeit“. Nach vielen Rückschlägen seien die restlichen 1.423 Mitarbeiter der traditionsreichen Rostocker Neptunwerft nun endlich auf sicherem Kurs, sagte Timmermann am Freitag vor Journalisten in Rostock.

Der mit der Treuhand ausgehandelte Vertrag sehe eine 80-prozentige Beteiligung der Hanse Holding an der NIR vor. Die übrigen 20 Prozent würden von einer Neptun-Beteiligungsgesellschaft gehalten, an der leitende Mitarbeiter von Neptun Industrie zu vier Fünftel und eine in Gründung befindliche Gesellschaft der Arbeitnehmer zu einem Fünftel beteiligt sein sollen.

Bei Neptun Industrie Rostock werde man 1.320 Arbeitsplätze sichern, sagte Timmermann. Zum Unternehmenskonzept für NIR gehöre die Festigung des Bereichs Schiffsreparaturen mit künftig 300 Mitarbeitern. Dies solle unter dem Namen „Neptun Reparaturwerft“ erfolgen, der gerade auch auf dem osteuropäischen Markt nach wie vor einen sehr guten Klang habe. Weitere Schwerpunkte werden der Stahlbau sowie sechs neu zu etablierende Geschäftsfelder sein.

Solche Diversifikationen seien durchaus ein riskantes Geschäft, räumte Timmermann ein. In den alten Bundesländern würden rund 70 Prozent dieser Versuche als Flop enden. Bei Neptun seien die Chancen allerdings besser. Das Bemühen, in solchen neuen Bereichen wie Oberflächen- und Umweltschutztechnik oder Sanitärzellenbau auf dem Markt Fuß zu fassen, sei durch Mittel der Treuhand finanziell abgesichert. Insgesamt stünden als Anschubfinanzierung bei NIR bis Ende 1996 rund 360 Millionen Mark zur Verfügung.

Mit Übernahme der Verantwortung für Neptun Industrie sei das Engagement des Bremer Vulkans im Osten Deutschland noch nicht beendet, erklärte Timmermann abschließend. Verhandelt werde derzeit unter anderem über die Einbindung des Kranbaus Eberswalde in die Hanse Holding; dort gehe es um die Sicherung von 320 Arbeitsplätzen. Vor dem Abschluß stehe der Vertrag mit der Deutschen Seereederei Rostock (DSR). Mit den Rostockern und der Senator Linie in Bremen wolle man eine gemeinsame Gesellschaft für die Linienschiffahrt gründen. Der dann für 1994 angedachte weitere Zusammenschluß mit der Reederei Hamburg Süd werde den neuen Verbund an die vierte Stelle der Reederei-Weltrangliste setzen. Timmermann dazu: „Nur so bleiben wir im Schiffahrtsgeschäft wettbewerbsfähig.“ dpa

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