Unheimliche Schmarotzer kommen

■ Pilzerkrankungen werden immer häufiger und gefährlicher / Medikamente können das mysteriöse Leiden fördern

Pilze sind überall – und eine tödliche Gefahr. Schätzungsweise 48.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an einer bedrohlichen Mykose der inneren Organe, so der Fachbegriff. Etwa 9.000 sterben daran – mehr als im Straßenverkehr.

Hautpilze wie der bekannte Fußpilz können sehr lästig werden, sind aber in der Regel nicht gefährlich. Schon bedenklicher sind Hefepilzerkrankungen vor allem auf den Schleimhäuten von Mund, Darm oder Scheide. Sie haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr verbreitet: Bei 75 Prozent der Erwachsenen finden sich Hefepilze. Sie jucken, brennen und verursachen diverse Befindlichkeitsstörungen. Bleiben sie dauerhaft unbehandelt, schwächen sie die Körperabwehr und können sogar lebensbedrohlich werden.

Die größte Gefahr jedoch geht von Schimmelpilzen aus, die geschwächte Patienten binnen weniger Tage das Leben kosten können. So starben allein in der Frankfurter Uniklinik in den vergangenen zwei Jahren 18 Patienten durch Schimmelpilze, die bei Bauarbeiten freigesetzt werden.

„Die Pilzkunde ist das Stiefkind des Gesundheitswesens“, klagt der Hamburger Professor Hans Rieth, einer der wenigen Spezialisten. Oft erkennen Ärzte eine Pilzinfektion nicht und behandeln sie fälschlich wie eine Infektion durch Viren oder Bakterien. Die moderne Medizin fördert zudem ihre Verbreitung. Antibiotika rotten krankmachende wie gutartige Bakterien im Körper aus und bereiten den Boden für einen Befall mit Hefepilzen. Wer die Antibabypille schluckt, wird anfällig für Scheidenpilze. Auch das Hormon Kortison fördert Pilzerkrankungen.

Dadurch breiten sich auch Allergien immer mehr aus. Sie können dann entstehen, wenn eine langandauernde Pilzinfektion das Abwehrsystem des Körpers überreizt hat. Es reagiert dann auch auf Hefe oder andere Pilzbestandteile in der Nahrung, Lebensmittelallergien können die Folge sein.

Wer unter Magendrücken, Nachtschweiß, Herz- oder Leberbeschwerden leidet, bei Lungenentzündungen oder Harnwegsinfekten nicht auf Antibiotika anspricht, wer auf Alkohol, Essig, hefe- oder schimmelhaltige Nahrungsmittel oder industrielle Fertigprodukte allergisch reagiert, sollte seinen Arzt nach der Möglichkeit einer Pilzinfektion fragen. Naturheilkundlich Interessierte können sich bei der Arbeitsgemeinschaft Mykosen, Unterortstr. 16, 65760 Eschborn Rat holen. Tel.: 06196-42917. Dort werden allerdings auch nicht anerkannte Behandlungsmethoden propagiert. Thomas Schmitz-Günther