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Erdgas treibt Omnibus

■ BVG plant Versuch mit 80 Fahrzeugen / Zuschüsse vom Umweltbundesamt / Weniger Abgase, aber sehr hohe Kosten

Voraussichtlich im Oktober oder November 1994 kann die BVG die ersten mit Erdgas angetriebenen Busse testen. Dies bestätigte der Beauftragte für Verkehrsforschung und Verkehrstechnologie in der Senatsverkehrsverwaltung, Horst-Jürgen Rösgen, nun gegenüber der taz. Das Umweltbundesamt habe zugesagt, im Rahmen eines von Bundesumweltminister Töpfer neu aufgelegten Forschungsprogramms den geplanten Berliner Großversuch mit der neuen Antriebsart zu fördern. Dagegen sei die ursprünglich erwartete finanzielle Unterstützung der EG aus Brüssel für den Versuch bislang ausgeblieben.

Laut Rösgen ist das Umweltbundesamt bereit, im Zuge eines bundesweiten Demonstrationsvorhabens im öffentlichen Nahverkehr zur Hälfte die Mehrkosten der Anschaffung von jeweils 40 Erdgasbussen in den Jahren 1994 und 1995 zu tragen. Erdgasbetriebene Fahrzeuge sind etwa zehn bis 15 Prozent teurer als herkömmliche Busse, was bei einem Eindecker mit rund 25.000 Mark zu Buche schlägt, so Rösgen. Im Vergleich zu Dieselfahrzeugen verbrauchen die Erdgasbusse durch den niedrigeren Energiegehalt des Gases und das höhere Eigengewicht auch 25 Prozent mehr Energie. Dafür werden wesentlich weniger Schadstoffe in die Luft geblasen: Durch den nahezu rußfreien Betrieb könnten die Rußemissionen auf Berlins Straßen um 20 Prozent gesenkt werden. Rösgen zufolge hat der Gasantrieb des weiteren den Vorteil des geringeren Lärms. Außerdem müßten weniger Dieseltankwagen als „rollende Bomben“ durch die Stadt fahren.

Die BVG könnte die von den Herstellern MAN und Mercedes- Benz entwickelten Busse im Rahmen der normalen Fahrzeugbeschaffung bestellen. Ungelöst ist jedoch nach wie vor die Frage, wie das unter Sparzwängen ächzende Verkehrsunternehmen die höheren Betriebskosten auffangen soll. Ein wirtschaftlicher Betrieb der Erdgasbusse sei nur dann möglich, wenn für das im öffentlichen Nahverkehr verwendete Gas zumindest nur der halbe Mineralölsteuersatz von derzeit 54 Pfennigen pro Kubikmeter erhoben werde, sagte Rösgen. Politische Initiativen zur Senkung des Steuersatzes seien aber noch nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Deshalb könnten die Kosten nur nach verschiedenen Modellen beziffert werden.

Wie BVG-Direktor Konrad Lorenzen erläuterte, gehört zu einer „ganzen Latte“ anderer offener Fragen, wie die Busse an der vorgesehenen Erdgastankstelle auf dem Weißenseer Betriebshof Indira-Gandhi-Straße betankt werden. Wenn man die Busse schnell betanken wolle, müsse man das Gas auf über 200 Bar komprimieren. Da dieses Verfahren recht teuer kommt, müsse überlegt werden, ob nicht Teile der Busflotte mit einem niedrigeren Vorlaufdruck in einem entsprechend langsameren Rhythmus aufzutanken seien. Thomas Knauf

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