Zu viele Zuschauer sind der Jugendtheater Tod

■ Wegen großer Nachfrage ist der Senats-Zuschußtopf für Schülerbesuche bald leer

Spätestens Ende Oktober wird beim „Theater der Schulen“, dem Instrument der Schulverwaltung zur Verwaltung der Subventionen für Theaterbesuche von Schülern, das Geld ausgegangen sein. Das bestätigte der beim Schulsenat zuständige Referent, Lanow, gegenüber der taz. Das bedeutet, daß die freien Gruppen und die Kinder- und Jugendtheater im Westteil Berlins mit enormen finanziellen Einbußen zu rechnen haben, denn etwa ein Drittel aller Schultheaterbesuche findet in den letzten beiden Monaten des Jahres statt.

Die Ursache der Geldknappheit liegt in der enorm angewachsenen Besucherzahl aus dem Ostteil der Stadt. 1992 konnten circa 325.000 Theaterbesuche von Schülern gefördert werden – 100.000 mehr als im Jahr davor. In diesem Jahr muß von einer ähnlichen Steigerungsrate ausgegangen werden. Ausschlaggebend für den Engpaß ist die Weigerung der Schulverwaltung, den Etat des „Theaters der Schulen“ entsprechend der Zuwächse zu erhöhen. Die Vordenker in der Schulbehörde hatten bereits vor den Sommerferien die Gefahr erkannt und beschlossen, die Subventionen zu kürzen. Statt mit einem Drittel sollten die Theaterkarten nur noch mit 25 Prozent der Gesamtsumme gefördert werden. Dazu sollte pro Karte noch eine Verwaltungsgebühr entrichtet werden. Praktisch bedeutete das, eine Karte, für die der Schüler bisher acht Mark zahlte und die Theater zwölf Mark erhielten, kostete den Schüler nun 9,70 Mark. Die Reaktion kam prompt. Im Grips-Theaters gingen zahlreiche Absagen ein – vornehmlich aus dem Ostteil der Stadt. Aber auch „Westlehrer“ hätten schon ähnlich reagiert. Absagen meldete die „Theaterproduktion Strahl“. Anfang September schwenkte die Schulverwaltung nach Protesten von Theatern, Lehrern und Kultursenat um und nahm die Kürzungen wieder zurück. Mit der Perspektive, daß im Oktober das Geld ausgeht. Noch immer besteht die Hoffnung, daß der Schulsenat das notwendige Geld lockermacht. Doch bisher ist nichts dergleichen geschehen. Peter Huth