Unter Besatzungsrecht

■ Studienberatung an der Humboldt-Uni ist unterbesetzt, weil die Wissenschaftsverwaltung penibel auf Mitsprache pocht

Die Behörde des Wissenschaftssenators behindert massiv die Studienberatung an der Humboldt- Universität. Insgesamt vier Stellen für Studienberater können an der HUB nicht besetzt werden, weil die Wissenschaftsverwaltung seit einem Jahr verhindernd und verzögernd in die Autonomie der Universität eingreift. Unter den Linden gibt es derzeit nur zwei Studienberater für inzwischen rund 21.000 Studierende. „Wir stehen unter Besatzungsrecht“, sagte dazu ein leitender Mitarbeiter der Humboldt-Uni (HUB).

Bereits vor einem Jahr hatte die HUB insgesamt vier Stellen für ihre personell unterbesetzte Studienberatung ausgeschrieben. An der Universität besteht nach Auskunft des Leiters der Studienabteilung, Kajo Piper, „erheblicher Beratungsbedarf“. Viele Fachbereiche hätten sich neu konstituiert. Das unbekannte bundesrepublikanische Hochschulsystem sowie neue Studien- und Prüfungsordnungen seien zu erläutern. Die StudentInnen müßten sich, so Piper, „von gewohnten Vermittlungsstrukturen verabschieden“. Doch die Einstellung dringend benötigter StudienberaterInnen zieht sich seit einem Jahr hin. Erst lehnte die Wissenschaftsverwaltung den von der HUB vorgeschlagenen Bewerber für die Leitung der Studienberatung ab. Und im Augenblick können zwei weitere Stellen nicht besetzt werden: Wegen der ausgebrachten Haushaltssperren prüfen nun Innen- und Wissenschaftsverwaltung Sinn und Zweck jedes einzelnen Postens nach.

Auf Anfrage der taz bestätigte die Sprecherin des Wissenschaftssenators, Monika Grütters, daß in ihrer Behörde die Indienstnahme des Leiters der Studienberatung gestoppt worden sei. Die mit Universitäts- und Senatsangehörigen besetzte Personalkommission habe sich zweimal mit dem Fall befaßt. Deswegen habe sich die Sache so lange hingezogen, meinte Grütters. Ungewöhnlich daran ist, daß sich die Wissenschaftsverwaltung in die Besetzung niedrig dotierter Stellen überhaupt einmischt. Darauf verzichtet die Staatsseite (gemäß einer Übertragungsanordnung) bei den anderen Universitäten, um Verwaltungsvorgänge nicht zu komplizieren. Die Art des Einstellungsverfahrens werde von der Wissenschaftsverwaltung betrieben, sagte Monika Grütters, bis eine personelle Erstausstattung der Humboldt- Uni erreicht sei. Dies geschieht nach Informationen der taz, obwohl die für die Humboldt-Universität zuständige Abrteilung beim Wissenschaftssenator vollkommen überlastet ist. „Die arbeiten zwölf Stunden am Tag“, erfuhr die taz aus der Behörde. cif