Ein Lachkrampf in Zeitlupe

■ Orgelfestival: Tanztheater nach Musik von Oliver Messiaen

Hastig steht die alte Dame auf: „Ich muß mir noch schnell ein Programmheft besorgen, sonst versteht man ja nichts.“ Die Frau hatte kurz im Folder ihres Nachbarn geblättert und fürchtete nun, nichts mitzubekommen. Nicht ganz unbegründet, ließ doch schon das erklärende Beiwerk recht schwer verdauliche Kost erwarten.

Doch die etwa 70jährige behielt leider nur zum Teil recht: Auch wenn man sich schlau gelesen hatte, erschloß sich die „Choreographische Meditation“ des Tanztheaters Espace du temps nach der Musik von Oliver Messiaen am Mittwoch abend nur teilweise. So blätterten einige Zuschauer während der Werke verzweifelt vor und zurück, um irgendeine Erklärung für das zu finden, was ihnen da geboten wurde.

Lisa Stumpfögger, die Choreographin, entwarf „Bewegungsabläufe und Bilder, die von der Kompositionsweise, dem Symbolgehalt und der geistigen Welt Oliver Messiaens inspiriert sind“. So schreibt die Konzeptionistin jedenfalls in dem von ihr verfassten Begleitheft. Praktisch sah das so aus, daß elf Tänzer und Tänzerinnen, Darsteller und Darstellerinnen im Zeitlupentempo über die extra aufgebaute Bühne in der St. Jacobi Kirche schlichen und dann lethargisch in einer Position verharrten.

Und doch hatte die Veranstaltung etwas magisches: Hatte man nach dem dritten Werk den Schlaf überwunden und sich mit der Musik von Wagner-Fan Messiaen abgefunden, kam tatsächlich so etwas wie Genuß. Erschloß sich die anstrengende Musik doch erst wirklich durch die Tanzvorführungen. Jeder konnte so seinen Gedanken nachgehen. Wie auch der Tänzer, der während der Aufführung einen Lachkrampf bekam. ach