„Wir wollen keine Mittelstandsbude“

■ Sket-Betriebsrat mobilisiert gegen die Pläne der Treuhand

Magdeburg (taz) – Gerichtsbeschlüsse haben für die Treuhand offenbar wenig zu bedeuten. Erst kürzlich hat das Magdeburger Landgericht einen Beschluß des Sket-Aufsichtsrates zur Zerschlagung des Magdeburger Konzerns wegen Formfehlern kassiert. Aber Donnerstag abend beschloß der Alleingesellschafter des Sket-Maschinenbau-Konzerns erneut die Zerschlagung des Unternehmensverbundes. Die meisten Sket- Töchter sollen aus dem Konzern herausgelöst und direkt der Treuhand unterstellt werden.

Auch gegen diesen Beschluß wollen der Sket-Gesamtbetriebsrat und die IG Metall vor den Kadi ziehen. „Nach dem Aktiengesetz hätten alle Mitglieder des Sket- Aufsichtsrates an dieser außerordentichen Hauptversammlung teilnehmen müssen“, sagt Betriebsratssprecher Freimut Hengst. „Tatsächlich waren aber nur fünf von 16 Aufsichtsratsmitgliedern da.“ Zudem habe die Treuhandanstalt mit der Einberufung der Hauptversammlung nur einen Tag vor dem Treffen ebenfalls gegen das Aktiengesetz verstoßen. Außerdem könne die Hauptversammlung nur dann einen Beschluß bestätigen, wenn er vom Aufsichtsrat beschlossen worden sei. So stehe es in der Sket-Satzung, aber den Zerschlagungsbeschluß des Aufsichtsrates habe das Landgericht per einstweiliger Verfügung kassiert.

Parallel zum juristischen Vorgehen wollen IG Metall und Betriebsrat auch auf anderen Wegen gegen die Zerschlagung der Sket AG vorgehen. „Wir haben ja bereits mit massivem Protest einen Vorstandsvorsitzenden davongejagt, der aus unserem Konzern eine Mittelstandsbude machen wollte“, sagte der Magdeburer IG-Metall- Bevollmächtigte Jörg Mehling. Die Belegschaft, da ist sich Mehling sicher, wird die geplante Zerschlagung des Konzerns nicht ohne Gegenwehr hinnehmen. Einen Hungerstreik wie in Bischofferode sieht Mehling aber nicht kommen: „Solange wir noch Ideen haben, hören wir nicht auf zu essen.“

Vorläufig hoffen Belegschaft, Betriebsrat und Gewerkschaft auf den Treuhand-Untersuchungsausschuß des Bundestages. Ein Mitglied des Ausschusses informierte sich gestern vor Ort über die Situation. In einem Gespräch mit dem Abgeordneten wollte der Betriebsrat klären, ob ein Untersuchungsantrag an die Politiker in Bonn gestellt werden kann. Denn: „betriebswirtschaftliche Gründe für die Zerschlagung des Konzerns gibt es nicht“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Claus Wieblitz. Eberhard Löblich