„Voscherau pur, viel grau, kaum rot, wenig grün“

■ Erste Verhandlungen zwischen SPD und GAL / Ergebnisse kaum vor Mitte November

Frostige Temperaturen im ungeheizten Bürgermeistersaal des Rathauses, säuerliche Mienen hüben, Unsicherheit drüben. Die erste Verhandlungsrunde – der Klärung von Verfahrensfragen vorbehalten –zwischen SPD und GAL hinterließ bei Beteiligten und Beobachtern nicht gerade den Eindruck, daß sie gestern der Premiere eines Zukunftsbündnisses beiwohnen durften.

Für die Rotgrün-Befürworter in der SPD hatte der Tag schon mies begonnen. Exclusiv in der Springer-Presse durften sie neben den Voscherauschen „Eckpunkten“ (siehe Kasten) auch gleich noch jene Rede lesen, in der der Senatschef seine Partei am Freitag intern nicht nur eindringlich vor Rotgrün gewarnt hatte, sondern die SPD – kurz gefaßt – für komplett unfähig, inkompetent und mafios erklärt hatte, falls sie nicht doch Voscheraus Empfehlung für Rotgrau folgen würde.

„Politik ist auch eine Frage des Charakters“, kommentierte ein Landesvorstandsmitglied gestern zynisch die gezielte Lancierung der Voscherau-Rede, die kaum gegen den Willen des Bürgermeisters veröffentlicht worden ist. Säuerliche Mienen, Zeichen sozi-interner Obstruktion, die stärker als das Essential-Papier Voscheraus auf ein Scheitern der Verhandlungen deuten. Über den Status der Eckpunkte herrschte gestern SPD-intern Unklarheit. Während die einen in dem Papier eher den Charakter des Papiers als „persönliche Meßlatte des Bürgermeisters“ für ein Verbleiben im Amt sahen, erklärten es andere zur offiziellen Verhandlungsgrundlage. Die GAL wertete die Essentials dagegen vor allem als Voscheraus Instrument zur Disziplinierung der eigenen Partei: „Voscherau pur, viel schwarz, eine Menge grau, kaum rot und kein grün“, erkannte Verhandlungsführerin Krista Sager in dem Papier und fügte etwas verunsichert hinzu, daß ein Verhandlungserfolg weniger von den Grünen abhänge, als vom inneren Zustand der SPD.

Trotz aller Widrigkeiten, es gab sogar ein erstes Verhandlungsergebnis. Nämlich, daß, wann und zu welchen Themen die beiden je zehnköpfigen Delegationen sich wieder zusammen setzen werden. Montag, Mittwoch und Freitag nächster Woche soll es um die Themen Wohnungsbau-, Arbeitsmarkt- und Flächenpolitik gehen. Mit einem – wie auch immer gearteten Verhandlungsabschluß wird frühestens Mitte November gerechnet. Uli Exner

Siehe auch Bericht Seite 4