Flagge zeigen gegen Hundekot

Berlin (taz) – Wer etwas langsamer durch Berlins große Straßen oder Parks wandert, wie zum Beispiel die Neuköllner Hasenheide, dem werden die Fähnchen auffallen, die da als eine Art Slalompiste die Verdauungsreste unserer vierbeinigen Mitbürger markieren. Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf die Fähnchen zu werfen. Da steht zum Beispiel: Hier schiß am 4.10.1993 die Dogge von Herrn Matzke (Name von der Redaktion geändert). Sollten Sie in dieses Stück Scheiße getreten sein, Herr Matzke wohnt in der Karl-Marx- Straße 123.

Wer glaubt, bei dieser Fähnchensteckerei handelt es sich um eine Goodwill-Kampagne der Berliner Kontaktbereichsbeamten, der irrt. Die Schülergruppe „SoS“ (Scheißen ohne Sorgen), die in diesem Frühjahr in Berlin mit ihrem radikalen Kampf gegen Hundebesitzer, die ihre Hunde auf Gehwegen, öffentlichen und Kinderspielplätzen scheißen lassen, für Furore gesorgt hat, ist jetzt mit dieser neuen Aktion an die Öffentlichkeit getreten.

Hatte die Gruppe im Frühjahr nach dem Verursacherprinzip gearbeitet und die Hundescheiße mit Silvesterknallern bestückt dem Hundebesitzer vor die Wohnungstür gelegt, will sie diesmal nicht so dynamisch Flagge zeigen. „Nachdem uns die Knaller ausgegangen waren, haben wir den Spaß an der Sache etwas verloren“, berichtet eine „Sos“-Aktivistin. „Wir dachten, daß andere uns nachmachen würden. Aber das war nichts.“

Mit dieser Fähnchenkampagne will die Gruppe die Hundehalter aus ihrer Anonymität zerren und sie öffentlich an den Pranger stellen. In Berlin ist es Gesetz, daß der Hundehalter den Kot seines Tieres beseitigt. Auch hofft die Gruppe, daß die Polizei endlich ihre Arbeit tut und die Hundehalter zum Beseitigen der Scheiße anhält oder zumindest die vorgeschriebenen Bußgelder kassiert. Peter Huth