■ Das Portrait
: Cathérine Deneuve

Actrice froide, die Kalte, die Grausame, die tadellos Elegante – nach wie vor ist die Deneuve eingezurrt in ihr eigenes Stereotyp. Die Cahiers du Cinema präsentierten neulich, einige Seiten vor einem Interview mit ihr, eine doppelseitige Anzeige von Ives Saint Laurent, auf der sie für präventive Cremes wirbt. Um den Hals trägt sie eine eisblaue Kette, deren schwere Klunker ihr in den Ausschnitt fallen, der mit Weichzeichner vernebelt wird. Cathérine Deneuve wird heute fünfzig.

Geburtstagskind Foto: rtr

Obwohl sie – Tochter zweier Bühnen- und Filmveteranen – schon mit dreizehn ihre ersten Rollen spielte, nahm man doch keine Notiz von ihr, bis sie 1963 in Jaques Demys „Les Parapluies de Cherbourg“ auftrat (ein ziemlich gelungener Kitsch, für den man schon was übrighaben muß). Dann ging alles ganz schnell. Innerhalb kürzester Zeit war sie zu der Figur der jungen Pariser Bourgeoisie avanciert; diszipliniert, frustriert, erschreckend schön mit Hang zum Wahnsinn. Während „Belle de Jour“ (1967) die schon etwas angegammelte Männerphantasie von der Dame bediente, die nichts lieber wäre als Hure, war Polanskis „Ekel“ (1965) die Antwort von der anderen Seite. Kaum ein Filmbild ist so erschreckend einprägsam wie die Deneuve unter einem Bett, zusammengekrümmt, von verfaultem Hasenbraten und surrenden Fliegen umgeben und der Welt der Maniküresalons auf immer abhanden gekommen. Diese Rolle war ein Novum in der Filmgeschichte: natürlich hatte es den Frauen-Wahnsinn in Form von Bette Davis schon gegeben, aber die Verknüpfung von Pariser Eleganz, pfeifenden Bauarbeitern, mühevoller sexueller Initiation und schlichter Eifersucht auf das Liebesglück der Schwester, das war neu, und das hätte außer der Deneuve auch niemand spielen können.

Muß sie jetzt – wie ihre Kollegin Jeanne Moreau – ans Theater zurück, weil der französische Film ältere Schauspielerinnen bestenfalls als Mütter verträgt? Den Cahiers hat sie gestanden, sie wünsche sich eine Situation, wie Gena Rowlands sie mit ihrem Mann John Cassavetes hatte: Rollen für eine abgründige, attraktive, herzliche ältere Frau, die ihrem Talent, ihrer Lust zu spielen und ihrer Geschichte angemessen sind. Hoffen wir, daß Cathérine Deneuves letzter Film, „Ma saison préférée“ von André Techiné ihr diesen Wunsch erfüllt hat. mn