Militärputsch in Burundi

■ Demokratisch gewählter Präsident gestürzt / Welle der Gewalt befürchtet

Berlin (taz) – Die demokratisch gewählte Regierung von Burundi ist durch einen Militärputsch gestürzt worden. Präsident Melchior Ndadaye und drei Minister befinden sich in der Gewalt der Putschisten, die offenbar der Ex-Militärherrscher Jean-Baptiste Bagaza anführt.

Der Umsturz setzt einem Prozeß der nationalen Versöhnung in dem ostafrikanischen Kleinstaat ein jähes Ende. Die Wahl Ndadayes im Juni hatte Hoffnungen genährt, daß ein blutiger Konflikt zwischen Bevölkerungsgruppen beendet werden könnte: Mit dem gestürzten Präsidenten war erstmals ein Angehöriger vom Mehrheitsvolk der Hutu an die Macht gelangt, die seit Jahrhunderten von der feudalistischen Minderheit der Tutsi politisch dominiert worden waren. Die zunächst deutschen, nach 1918 belgischen Kolonialherren hatten deren Vormachtstellung stabilisiert. Seit der Unabhängigkeit 1962 wurden mehrere Aufstände der Hutu blutig niedergeschlagen. Insgesamt sollen etwa 500.000 Menschen in Burundi Massakern zum Opfer gefallen sein – das Land wurde zum Symbol der Brutalität ethnisch begründeter Konflikte in Afrika.

Die nach wie vor von den Tutsi beherrschte Armee hatte Präsident Ndadaye nach dessen Wahlsieg Loyalität zugesichert. Offiziere fürchteten jedoch nach Ansicht von Beobachtern um ihre Privilegien. Jetzt muß mit dem Ausbruch einer neuen Welle von Gewalt und einem Flüchtlingsstrom ins benachbarte Ruanda gerechnet werden. Der Putsch wird die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter verschlechtern: In Ruanda wurden die Tutsi 1959 von den Hutu verjagt und werden seither von diesen unterdrückt. Die EG hat den Putsch in Burundi verurteilt und Präsident Ndadaye Unterstützung zugesichert.