Heute im Vegesacker Kito: The Blech

■ Die etwas andere Volksmusik

Neulich in Japan: Im achten Stock eines Bürohochhauses mitten in einer Einkaufspassage hockt ein halbes Hundert Einheimische und wundert sich. Die fünf Deutschen auf der Bühne machen es ihnen auch nicht gerade leicht. Ihr Bandname The Blech ist nicht nur unaussprechlich sondern auch unverständlich. Der Text-Mischmasch aus deutschen und englischen Worten macht kaum einen Sinn. Und stilistisch einordnen läßt sich die Musik der bunt kostümierten Zappler erst recht nicht. Der junge Japaner, der einen Deutsch- Sprachkurs belegt hat (und eigentlich gekommen war, etwas dazuzulernen), ist sich ganz sicher: „Die machen Punk." „Stimmt gar nicht“, behauptet die Musiklehrerin an seiner Seite, „das ist Avant- Garde-Jazz.“ Ein japanischer Musikkritiker ist auch da und doziert salbungsvoll etwas über „Crossover mit Rock-Theater-Einflüssen“. Wie recht sie doch alle haben.

Schaut man ihren Tournee- Plan (Brasilien, Kanada, GUS) an, ist The Blech die Bodensee-Antwort auf die Scorpions. Aus Konstanz kommen zumindest Schagwerker Hubert Greiner und Sänger/Gitarren-Trompeter Rupert Volz. Von da schwärmen sie regelmäßig aus, um der Welt zu beweisen, daß Deutschland eben auch Volksmusik zu bieten hat, die etwas anders ist. Frech ist sie, rhythmisch und selten gibt es mehr als ein paar Takte zum Mitsingen. Denn schon verfallen die fünf Verrückten auch schon wieder in Tangoklänge, in wüste Schrammeleien oder ganz ganz zarte Melodien. Nur eins ist sicher: Nichts ist sicher.

Das Quintett ist eine lustvolle, anarchische Einheit. Das bewiesen sie vor zwei Jahren schon einmal im Bremer Lagerhaus. Neben den beiden Genannten wirken noch Keyboard-Violinist Helmut Bieler-Wendt und die Posaunistin Shirley Hofmann sowie Bassist Jens Volk am ausgefeilten Konzept quer durch die wunderbare Welt des Entertainments mit. Musik zum Mittanzen, Wundern und Spaßhaben. Heute abend, 20 Uhr im Vegesacker KITO. Jürgen Francke