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Hollywood – ein nüchterner Traum

■ HUB: StudentInnen der Theaterwissenschaften machten Hollywood-Praktikum

Der Traum von Hollywood kann ziemlich nüchtern sein, erfuhren Cornelia Boness und Thorsten Müller. Die beiden TheaterwissenschaftlerInnen gehörten zu den ersten StudentInnen der Humboldt-Universität (HUB), die ein Praktikum in Hollywood absolvierten. Die zwölf StudentInnen waren nach Los Angeles aufgebrochen, um die amerikanische Filmbranche zu erkunden. Die Einführung dazu bekamen sie an der University of South-California. Acht, neun Stunden pro Tag ging es in der ersten Woche – theoretisch – um das, was für den hiesigen Kinobesucher hinter der Leinwand bleibt: die Ökonomie der Film- und TV-Industrie.

Was das im praktischen Alltag Hollywoods bedeutet, zeigten ihnen die Vice-Presidents der Fernsehstationen; sie erläuterten den Besuchern aus Germany, „wie sie Geld machen“. „Das Programm ist nur wichtig, um mit Werbung Geld machen zu können“, urteilt der 28jährige Thorsten über die Fernsehbranche in den Staaten nach dem Besuch. Die Filmbranche stellt das noch in den Schatten.

Die Humboldtianer hatten unter anderem einen Termin bei Capella, einer Produktionsfirma. 20 Filme für rund 400 Millionen Dollar hat Capella in Vorbereitung. Chef ist dort der Göttinger Ortwin Freyermuth, im Hollywood-Jargon „Kugelblitz“ genannt. Freyermuth ist einer der Handvoll deutscher Filmproduzenten, die sich in Hollywood durchgesetzt haben. Den Weg dahin lernten die TheaterwissenschaftlerInnen kennen, die in einem eigens dafür gegründeten Tutorium bereits eine mehrwöchige sprachliche und inhaltliche Vorbereitung hinter sich hatten. Ein ehemaliger Kommilitone, über den auch der Kontakt an die kalifornische Uni zustande gekommen war, exerzierte den Berlinern den Karrierepfad vor: Es beginnt beim Besuch und dem ersten Kennenlernen der Produzenten und führt über ein gemeinsames Essen bis zu einem internship, einem Praktikum. „Von jemand Wichtigem zu Lunch oder Diner eingeladen zu werden, ist immer eine große Ehre“, sagt der bekannteste Deutsche, der in Hollywood produziert, Bernd Eichinger.

Was für ihren ehemaligen Mitstudenten vielleicht der Weg ins Hollywood-Geschäft ist, ist für die Humboldt-Studierenden eine Etappe des Studiums der Theaterwissenschaft: ein Praktikum, um dessen Anerkennung sie noch kämpfen müssen. Auch Geld schoß die HUB kaum zu: Die wissenschaftlichen Hollywood-Touristen bezahlten den fünfwöchigen Trip aus der eigenen Tasche. Christian Füller

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