„Ich glaube meinem Sohn voll“

■ Eltern von Christiansen als Zeugen im Mölln-Prozeß

Schleswig (taz) – Für den Vater des Angeklagten Lars Christiansen im Prozeß um die Morde von Mölln ist es unvorstellbar, daß sein Sohn etwas mit den Brandanschlägen zu tun haben soll. Seit Mitte Mai muß sich Christiansen gemeinsam mit Michael Peters wegen dreifachen Mordes vor Gericht verantworten. Die Eltern des 20jährigen waren gestern vor dem Oberlandesgericht in Schleswig als Zeugen geladen. Vor wenigen Wochen hatten sie dies mit Hinweis der nervlichen Belastung abgelehnt. „Ich glaube meinem Sohn voll“, sagte Ralf Christiansen mit fester Stimme. Nach den Brandanschlägen, bei denen drei Türkinnen ums Leben gekommen waren, habe er zweimal mit seinem Sohn nach dessen erster Verhaftung gesprochen. „Wenn der Lars etwas auf dem Kerbholz hatte, dann hätte er mir nicht in dieser Form gegenübersitzen können.“

Zuvor beschrieb der 52jährige seinen Jungen als einen Mitläufer in der rechtsradikalen Szene. „Sein Aussehen war in meinen Augen nur äußerlich.“ Aber frank und frei sei Lars Christiansen gesagt worden, daß seinen Eltern dieses mißfalle. Ebenso waren dem Ehepaar Christiansen die Freunde ihres Sohnes nicht genehm. Den Schulpsychologen hatten die Eltern 1987 eingeschaltet, weil in den Heften des Sohnes Hakenkreuze aufgetaucht waren. Der Vater erklärte, sein Sohn habe Minderwertigkeitskomplexe, weil ihn seine 1983 verstorbene Mutter gegenüber dem älteren Bruder ungleich behandelt habe. Er selbst, so Ralf Christiansen, habe einen Vergleich zwischen den Brüdern nie zugelassen. Sein Erziehungsstil sei gewesen, Lars die größtmögliche Freiheit zu gewähren, aber er sei kein Anhänger der antiautoritären Methode. Das Band zwischen ihm und seinem Sohn sei nie durchbrochen, aber von wenig gegenseitigem Verständnis geprägt.

Am Vormittag hatte der Brandsachverständige ein zusätzliches Gutachten vorgelegt, das die Aussagen der einzigen Augenzeugin stützt. Kersten Kampe