Konzernchef im Knast

■ Carlo De Benedetti stellt sich, wie angekündigt, den Ermittlern

Rom (AFP/taz) – Der italienische Industriemanager Carlo De Benedetti hat sich gestern morgen der Mailänder Polizei gestellt. Nach Angaben der Justiz wurde der Chef des weltweit tätigen Olivetti-Konzerns umgehend in das Regina-Coeli-Gefängnis in Rom gebracht. Die römische Staatsanwaltschaft hatte am Samstag gegen den 59jährigen Haftbefehl erlassen (s. taz 1.11.). Bereits im Mai hatte er dem Mailänder Richter Antonio Di Pietro gestanden, umgerechnet mehr als elf Millionen Mark Bestechungsgelder an politische Parteien gezahlt zu haben, um seinem Unternehmen Aufträge zu sichern.

Von der Mailänder Polizei wurde der Manager in Begleitung seines Anwalts Marco de Luca mit einem Auto nach Rom gebracht. Die beiden Anwälte des Olivetti- Chefs, De Luca und Giovanni Maria Flick, hatten angekündigt, ihr Mandant wolle sich direkt nach dem verlängerten Allerheiligen- Wochenende der Justiz stellen.

Die Tageszeitung La Repubblica, deren Aktienanteile zum größten Teil von De Benedetti gehalten werden, veröffentlichte gestern den Wortlaut des Haftbefehls. Darin wird dem Manager neben den Bestechungszahlungen zur Last gelegt, er habe den Firmenkunden zum Teil defekte Produkte geliefert und die marktüblichen Preise weit überschritten. Darüber hinaus habe De Benedetti die Korruption „zu einem Produktionssystem mit privaten Zielsetzungen“ ausgebaut, heißt es in dem Haftbefehl, allerdings ohne nähere Erläuterungen.

Die von De Benedetti eingestandenen Schmiergeldzahlungen dienten nach den Feststellungen der Justiz dazu, der Olivetti- Gruppe Großaufträge durch die italienische Post zu sichern. Seine Anwälte hatten wiederholt darauf hingewiesen, das Eingeständnis ihres Mandanten zeige seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Justiz. Insofern sei eine Verhaftung überflüssig.