Dom-Nostalgie

■ „100 Jahre Dom“ im Bierzelt

Für einen Besuch beim 664sten Hamburger Dom haben ab heute auch intellektuell verbrämte Zeitgenossen eine Ausrede: die Ausstellung „100 Jahre Dom auf dem Heiligengeistfeld“ ist im Festzelt „OASIS“ zu sehen.

Unter dem lehrreich und informativ anmutenden Titel verbergen sich zwar nur ein paar spärliche Fotowände, die die Organisatoren des Sankt Pauli Museums mit einigen erklärenden Texten ergänzt haben. Doch das Ganze findet immerhin im Festzelt statt. Dort, umgeben von waberndem Bierdunst-Ambiente inklusive schallend lauter Musik, wird der stille Betrachter nicht vergessen, in welch technisierter Domzeit er sich befindet.

Das war natürlich alles mal ganz anders. Das Volksfest wurde erst vor 100 Jahren von den reichen hanseatischen Pfeffersäcken vor die Tore der Stadt verbannt. Im lodderigen St. Pauli sollte sich das Volk an den Schaustellern und ihren Buden ergötzen. Seitdem gastiert der Jahrmarkt auf dem Heiligengeistfeld und bekam seinen speziellen Hamburger Namen: der Dom.

Den gab es tatsächlich bis zum Jahre 1804 auf dem heute so gerufenen Platz. Zum Erzbistum Bremen gehörte die Kirche, in der schon anno 1570 Verkaufsstände von Gewürzkrämern erlaubt waren. Als den Hamburgern die Kirche zugesprochen wurde, rissen sie diese jedoch aus Angst vor Entschädigungsansprüchen kurzerhand ab.

Auf einigen Schwarz-weiß-Fotografien der 20er Jahre sind die klassischen Arbeiter in Unterhemden beim „Hau den Lukas“ zu sehen, junge Damen, die - lustig - von Schausteller-Animateuren im Bärenkostüm über den Domplatz verfolgt werden oder die armbrustschießenden Jugendlichen, denn das Gewehr war nach dem Krieg auf dem Dom verboten.

Wem's gar gut gefallen hat, der kann sich ganz modern eine Telefonkarte mit alt-modischen Dom-Motiven kaufen. wie