Ende einer Rebellion?

■ Georgische Armee erobert die „Hochburg“ Swiad Gamsachurdias

Tbilissi (AFP/taz) – Ohne auf größeren Widerstand zu stoßen, haben die georgischen Regierungstruppen am Samstag die westgeorgische Stadt Sugdidi eingenommen. Die Anhänger des früheren georgischen Präsidenten Swiad Gamsachurdia, die sich dort verschanzt hatten, traten – so die Mitteilung aus Tbilissi – ungeordnet die Flucht in Richtung des Inguri-Flusses an. Gamsachurdia selbst sei nach Abchasien geflohen. Ein Sprecher Gamsachurdias erklärte dagegen, die Rebellen hätten sich nicht vollständig aus Sugdidi zurückgezogen: Die Swiadisten kämpften „bis zum letzten Blutstropfen“ weiter.

Bei dem Vorstoß nach Sugdidi hat es nach offiziellen Angaben auf seiten der Regierungstruppen „keine Verluste“ gegeben. Die Stadt sei fast menschenleer, da ein Großteil der 50.000 Einwohner diese verlassen hätte. Um Plünderungen zu vermeiden, ordnete Staatschef Schewardnadse den Rückzug der als „undiszipliniert“ geltenden Regierungstruppen an. Der Präsident hatte am Sonntag Sugdidi besucht.

Doch obwohl Schewardnadse nach der Eroberung Sugdidis die Rebellion seiner Gegner für beendet ansieht, dürfte der Krieg in Westgeorgien auch nach dem Fall Sugdidis nicht zu Ende sein. Die bergige Region eignet sich nach Ansicht von Beobachtern für die Strategie eines Guerilla-Krieges. Außerdem stehe die Bevölkerung im Westen des Landes mehrheitlich auf der Seite Gamsachurdias. Andererseits scheint eine befürchtete Zusammenarbeit zwischen den Truppen der abtrünnigen georgischen Republik Abchasien und den Anhängern Gamsachurdias unwahrscheinlich. Zwar verbreitete der georgische Geheimdienst zu Beginn der Offensive der Gamsachurdia-Anhänger Anfang Oktober Berichte über eine solche Zusammenarbeit, tatsächlich dürften die Abchasen aber kaum vergessen haben, daß Gamsachurdia während seiner Amtszeit scharf gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen vorging. her