Dauerzug nach Pankow

■ Ab Samstag ist es soweit: Mit der U-Bahn von Ruhleben durch die Mitte nach Pankow / Auf zehn Stationen wird gefeiert

Ob Udo Lindenberg den ersten „Sonderzug nach Pankow“ abfertigen wird, ist nicht klar. Aber auch ohne Lindenberg wird die Wiedereröffnung der U-Bahnlinie 2 zwischen Pankow und Ruhleben am kommenden Samstag – nicht nur von der BVG – kräftig gefeiert. Unter dem Motto „ab durch die Mitte“ sind auf zehn Bahnhöfen Feste angekündigt. Sonderfahrscheine zum stolzen Preis von 3.50 Mark gibt es ab sofort an allen Vorverkaufsstellen. Autofahrer werden an chronischen Staupunkten mit einem Faltblatt über die zeitsparende Linie informiert.

Ursprünglich sollte der vier Kilometer lange Lückenschluß zwischen dem bisherigen Endpunkt Mohrenstraße und dem Wittenbergplatz schon im Oktober 1992 erfolgen. Der neue Bahnhof „Hafenplatz“ am Landwehrkanal sorgte jedoch für eine Verspätung. Die vier Bahnhöfe Potsdamer Platz, Gleisdreieck, Bülowstraße und Nollendorfplatz werden auch am Samstag noch nicht ganz fertig sein. Zudem wird sich der Einbau von vier behindertengerechten Aufzügen auf den Bahnhöfen Nollendorfplatz und Bülowstraße um vier Monate verzögern. Auf den Bahnhöfen Potsdamer Platz und Gleisdreieck sollen die Aufzüge dagegen erst später mit den Fern- und Regionalbahnanlagen im Zentralen Bereich installiert werden.

Auf der neuen Linie rechnet die BVG mit bis zu 43.000 zusätzlichen Fahrgästen. Rund 50.000mal werde U-Bahn-Kunden das Umsteigen im Netz erspart, heißt es. Die BVG erwartet, daß auf dem am stärksten frequentierten Linienabschnitt zwischen den Stadtzentren rund 6.000 Fahrgäste in der Stunde fahren. Wenn zusätzlich zu der direkten U-Bahn-Verbindung eine Busspur in die Potsdamer Straße komme, gerate der „Konkurrent Auto“ weiter ins Hintertreffen, freut sich BVG- Marketingchef Wolfgang Schwenk. Die U-Bahn benötige vom Wittenbergplatz bis zur Mohrenstraße nur zehn Minuten. Diese Fahrzeit sei mit dem Auto tagsüber nicht zu schaffen. Und wenn die Stadtbahn ab Sommer 1994 gesperrt sein wird, würden täglich voraussichtlich 200.000 Kunden die „City-Linie“ nutzen, schätzt der BVG-Marketingchef.

Die U 1 fährt künftig vom Schlesischen Tor zur Krummen Lanke. Die Linie U 3 wird im Zuge der Neugliederung des Kleinstprofilnetzes der U-Bahn in U 15 umbenannt und während der Geschäftsöffnungszeiten bis Kottbusser Tor beziehungsweise Schlesisches Tor verlängert. Damit entsteht eine Direktverbindung zwischen Kurfürstendamm und Kreuzberg. Thomas Knauf