Der zwölffache Habsburger

■ Doku-Reihe über das Herrscherhaus, West 3, Sa., 21.45 Uhr

Nostalgische Verklärung und die Sehnsucht nach verlorener Bedeutung versetzen manche Österreicher in einen monarchischen Taumel, etwa wenn die Überreste der verhinderten Kaiserin Zita in die Wiener Kapuzinergruft überführt werden. Oder wenn Thronverzichtler Otto von Habsburg seinen 80. Geburtstag feiert wie im vergangenen Jahr. „Da wurde die Nostalgie schon über Gebühr strapaziert“, findet Brigitte Vacha vom Österreichischen Rundfunk (ORF).

Freilich dürfte sie daran nicht ganz unschuldig sein; denn mitten in das Habsburger-Fieber hinein wurden die ersten Folgen ihrer zwölfteiligen ehrgeizigen Dokumentarreihe über die Herrscherfamilie gesendet. „Die Habsburger“, eine gut sieben Millionen Mark teure Koproduktion mit WDR und Bayerischem Rundfunk, soll nun ab heute jeweils samstags komplett auch in West 3 zu sehen sein. Später werden die anderen Dritten die Dokumentarserie zeigen.

„Wir wollen keine k. u. k. Nostalgie betreiben“, sagt Autorin Brigitte Vacha, „obwohl Nostalgie sich zwangsläufig einstellen wird – angesichts der Schönheit kaiserlicher Bauten, Insignien und Kunstwerke. Aber es wird ein Heimweh nach einer verlorenen Kultur sein, keine Sehnsucht nach einer verblichenen Herrschaftsform.“ In politischen Grundzügen wird die Familiengeschichte erzählt, vom ersten Habsburger auf dem römisch- deutschen Königsthron, Rudolf I. (1218 - 1291), bis zum Sturz Kaiser Karls I. im Jahre 1918. Viel ist da die Rede von Intrigen und Schlachten. „Auf die Alltagsgeschichte wollten wir weniger eingehen“, räumt Brigitte Vacha ein. Für kritische Anmerkungen ist vor allem der Schauspieler Friedrich von Thun zuständig, der feinsinnig durch die Folgen führt.

„Sehr hochkarätig, sehr opulent“, findet Klaus Liebe die Produktion – und ärgert sich um so mehr über das neue Programmschema bei der ARD. Der beim WDR für Historisches zuständige Mann mußte gleich zwei Sendetermine im Ersten abgeben und hat erkannt: „Informative Serien haben in der ARD überhaupt keine Chance mehr.“ Thomas Gehringer