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Elf Jahre kein Leben in der Bude

■ Zwölf Wohnungen an der Grindelallee stehen leer

Tausend mal probiert, tausend mal ist nix passiert. So geht es dem Eimsbüttler Bezirksamt mit dem Tischler Anton Selzle, der seit elf Jahren zwölf Wohnungen in seinem Haus an der Grindelallee leerstehen läßt. Seit Jahren bemüht sich die Eimsbüttler Verwaltung, mal mit Zuckerbrot, mal mit Peitsche Leben in die Bude zu bringen: bislang erfolglos.

„Der Besitzer hat uns jetzt drei Firmen genannt, die Küchen in die leerstehenden Räume einbauen wollen“, weiß Bezirksamtsleiterin Ingrid Nümann-Seidewinkel zu berichten, „kann sein, daß jetzt was passiert.“ Doch im Nachsatz verrät die Bezirkschefin, daß alle drei Unternehmen bereits verkündet hätten, zur Zeit mit Aufträgen so ausgelastet zu sein, daß sie einen Zeitpunkt für den Beginn der notwendigen Modernisierungsarbeiten noch nicht nennen könnten. Die Räume, deren Leerstand mit speckigen Gardinen getarnt wird, werden also zumindest in naher Zukunft weiter unbewohnt bleiben. „Wir werden aber mit Argusaugen darüber wachen, daß sich bald wirklich was tut“.

Vielleicht sollte die Bezirkschefin sich mal selber um ein Unternehmen kümmern, das bereit ist, die notwendigen Arbeiten schnell auszuführen. Denn bislang scheiterten alle Versuche, den Tischlermeister davon zu überzeugen, daß das Eckhaus Grindelallee/Hallerstraße, in dessen Ladenzeile sich eine Filiale der Deutschen Bank befindet, nicht weiter leerstehen darf. Der bezirkliche Kerngebietsauschuß drohte Selzle bereits mit einer Zwangseinweisung von Obdachlosen, die BehördenvertreterInnen versuchten, Selzle zu überreden, Flüchtlinge in dem bis 1982 von der Hermes-Kreditanstalt genutzten Gebäude unterzubringen. Der Hauseigentümer aber stellte sich stets stur. Und kam elf Jahre damit durch. Marco Carini

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