Krebs durch Strahlen

■ Niedrigstrahlung in der Nähe von AKWs besonders problematisch für Kleinkinder

Der Referent kam zwar eine Kleinigkeit zu spät, rauschte dafür aber umso lebhafter durch seinen Vortrag: „Ende eines Lügenmärchens - Beispiele und Nachweis von Gesundheitsschäden durch niedrige Strahlendosen“. Wolfgang Hoffmann vom Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) keinerlei Zweifel, daß bereits niedrige Atomstrahlung zu Krebserkrankungen führen kann. Hoffmanns Vortrag ist Teil einer Veranstaltungsreihe der Bremer Umwelt-Beratung, die noch bis Jahresende laufen wird.

Besonders Kinder, Beschäftigte in AKWs und Flugpersonal gehören zu den Krebs-Risikogruppen, berichtete Hoffmann. Diese befalle überdurchschnittlich oft ein Geschwür. Erkrankten vor der Explosion des Reaktors in Tschernobyl (1986) 'nur' zwei Kinder in dessen Umgebung an Schilddrüsenkrebs, so sind es inzwischen 70 Kinder. Eine Voraussage für die weitere Entwicklung des Schilddrüsenkrebses vermochte Hoffmann aber nicht zu geben: „Es kann sein, daß die Rate weiter steigt, es muß aber nicht so sein.“

Auch die Bundesrepublik blieb von der Reaktorkatastrophe nicht verschont. Im Januar 1987 kamen in Deutschland auffällig viele Kinder mit dem Down-Syndrom (sogenannter Mongolismus) zur Welt. Dies war genau neun Monate nach dem Atomunfall von Tschernobyl. Medizinisch, so Hoffmann, lasse sich nachweisen, daß das Down- Syndrom noch im ersten Monat der Schwangerschaft entsteht. Ein Zusammenhang zwischen nuklearer Strahlung müsse also bestehen.

Bestätigt werden diese Untersuchungen, so der Referent, auch durch Ergebnisse aus Süddeutschland: Dort stieg zwischen 1988 und 1992 die Zahl der Erkrankungen an dem Krebs 'Nemoblastom'. Die radioaktive Wolke hing seinerzeit besonders lange über diesem Gebiet.

Doch auch für Norddeutschland kann keine Entwarnung gegeben werden. In der Umgebung des Reaktors Krümmel in Geesthacht sind bis jetzt fünf Leukämiefälle bekannt geworden. Dies ist mehr als in vergleichbaren ländlichen Regionen und deutet auf den ehemaligen Forschungsreaktor als Verursacher des Blutkrebses hin.

Für Kleinkinder bis vier Jahre liegt das Risiko, an Krebs zu erkranken, in unmittelbarer Nähe eines AKW rund dreimal höher als üblich.

Arvid Friebe