Archimedes' Kreise -betr.: "Nein-Sager und Statt-Halter", taz vom 13.11.93

Betr.: „Nein-Sager und Statt-Halter“, 13.11.93

Hallo, tazlerInnen!

Daß mensch sich über die arrogante Pfeffersack-Mentalität eines realitätsentflohenen Bürgermeisters aufregt, ist nur allzu verständlich. Nicht aber sollte dies dazu führen, daß die Fundamente klassisch-humanistischer Bildung in Eurer Redaktion genauso durcheinandergemischt werden wie Voscheraus Einladungskarten zu diversen Frühstücken! Der Vergleich mit dem kreiseziehenden Griechen wäre zur Illustration der Weltfremdheit Voscheraus zwar noch halbwegs treffend gewesen, aber ach!, es war doch Archimedes und nicht Diogenes, der 212 v. Chr. bei der römischen Okkupation von Syrakus zu einem Besatzungssoldaten das bekannte „Noli turbare circulos meos!“ - „Störe mir meine Kreise nicht!“ sprach und daraufhin umgebracht wurde! Wie Ihr da auf Diogenes gekommen seid, bleibt mir ein Rätsel, oder wollt ihr unseren Vierzigprozentigen tatsächlich mit dem antiken Kyniker vergleichen? Stellt Euch nur einmal vor, Henning zöge vom Rathaus in eine Tonne auf dem Fischmarkt und spazierte als Bürger-/Handelskammerschreck über die agora, sorry, den Rathausmarkt! Unglaublich, aber einfach schön, nicht wahr? Da kann mensch nur noch sagen, schade, daß selbst Sokrates so etwas nie erlebt haben dürfte...

Ciao, Folke Havekost