Gaumenschmaus

■ Ahlhorner Fischteiche beherbergen unser Weihnachtsessen/ „K3“ zieht um

Der junge Fischmeister watet mit einem Zugnetz im hüfttiefen Wasser der eiskalten Lethe und dirigiert ein Fischgewimmel in die Kescher seiner Gehilfen. Die haben leichtes Spiel, denn der zu einem rund acht Hektar großen Teich aufgestaute Fluß wird jetzt abgelassen. Er schwemmt ihnen die Flossentiere direkt vor die Füße. Drei Sommer lang schwammen die jetzt zweipfündigen Karpfen in den Gewässern der sechs Kilometer von Cloppenburg gelegenen „Ahlhorner Fischteiche“. Umhegt und umsorgt von vier Fischwirten und immer wieder in größere Teiche umgesetzt.

Im Spätherbst ist für die „K 3“ , wie die dreijährigen Karpfen genannt werden, der Spaß zu Ende. Aus ihren naturbelassenen Heimstätten kommen sie in einen „Verkaufsteich“, wo sich zu Weihnachen oder Silvester ihr Schicksal als Gaumenschmaus erfüllt. Über zehn Tonnen Fisch würden jährlich abgefischt, berichet der 33 Jahre alte Fischmeister Friedrich von Heydebrand. Doch nur ein geringer Prozentsatz wandere in die Kochtöpfe: Den Großteil des Fangs kauften Züchter, Teichbesitzer und Anglervereine. Die Fische gelangten als „Besatzfisch“ wieder in Bäche, Flüsse und Seen.

„In erster Linie produzieren wir hier aber Natur in Reinkultur“, meint Gerhard Plate. Als Naturdenkmal stünden die „Ahlhorner Fischteiche“ bald unter Naturschutz. Der promovierte Forstmann ist Herr über dieses 200 Hektar große Waldgebiet, durch das sich das Urstromtal der Lehte schlängelt, die die 40 vor hundert Jahren angelegten Teichmulden über ein Grabensystem mit Wasser füllt.

Selten gewordene Amphibien und Insekten tummeln sich in den Tümpeln, Weihern und auf den Wiesen. 199 verschiedene Vogelarten haben sich dieses einzigartige Refugium als Brut-, Nist- oder Rastplatz auserkoren. Fischadler und Fischreiher sind geduldet, Angler und Jäger nicht. „Der naturliebende Mensch ist uns als stiller Gast immer willkommen“, lädt der Förster zu einem Waldspaziergang ein. Wer an den Fischteichen war, wisse, was eine intakte Natur bedeute.

Heinrich Heeren/dpa