Gelbe Säcke voll

■ Untersuchung der BEB: BremerInnen sammeln korrekt

„Ich boykottiere den gelben Sack“, sagen die einen. Die anderen sammeln soviel Kunststoff wie sie nur in den gelben Sack reinkriegen können. Obgleich die Grundsatzdiskussion noch nicht ausgestanden ist: Bremen sammelt. In dieser Woche wird Huchting als leztes Gebiet in Bremen an das Abholsystem des gelben Sacks angeschlossen. „Dann sind alle Bremer Haushalte angeschlossen“, sagt Reinhard Holtin von den Bremer Entsorgungsbetrieben (BEB) stolz.

Eine erste Untersuchung zum tatsächlichen Inhalt des gelben Sacks hat das BEB in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltchemie und dem Recycling-Hof Findorff durchgeführt. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Untersuchung. 80,7 Prozent des Inhalts der gelben Säcke besteht aus den sogennanten Leichtverpackungen, die richtig gesammelt sind“, erläutert Holtin. Daß soviel des Inhalts im gelben Sack korrekt sortiert ist, schreibt Holtin der „intensiven Öffentlichkeitsarbeit des BEB“ zu. Es sei auch nicht besonders auffällig, daß jemand „Dreck“ in die Säcke werfe. Den meisten SammlerInnen sind die Worte „Löffelrein“ und „Restentleert“ ein Begriff. Ausspülen sollte man die Verpackungen nur mit dem letzten Spülwasser. Nur wenige würden die Sauberkeit ihrer Verpackungen falsch verstehen, und zum Beispiel ihre Katzenfutterdosen in den Geschirrspüler stellen.

Die Säcke, die untersucht wurden, kamen aus zehn verschiedenen Wohngebieten, um etwaige Unterschiede aufnehmen zu können. Einige wurden in reinen Wohngebieten abgeholt, andere aus Wohngebieten mit gewerblichen Betrieben. Der Recyclinghof Findorff sortierte insgesamt 498 Säcke.

Die Sorge der BEB, daß in den Mischgebieten häufig Gewerbeabfall in den Säcken entsorgt werden könnte, hat sich nicht bestätigt. Der Anteil von Sonderabfällen in den gelben Säcken ist ebenfalls gering. Stoffgleiche Altstoffe (Metalle und Kunststoffe) werden vom DSD nicht übernommen. Doch die BremerInnen haben auch nur vier bis neun Prozent dieses Materials in ihre gelben Säcke gestopft. Und wohin mit den Altstoffen? In einem Aufsatz über die Untersuchung fassen die Autoren Heribert Wefers und Gerhard Schreve-Liedtke hierzu zusammen: „Die 'Nichtverpackungsmetalle' sollten einer Verwertung zugeführt werden können; für die Kunststoffe ist dies wegen der grundsätzlichen Verwertungsprobleme kaum möglich.“

Die sogenannten Mischkunststoffe (weder Flaschen, Folien, noch Materialverbunde, sondern Becher, andere Behältnisse, kleine Folien usw.) machen über die Hälfte der gesammelten Kunststoffe aus dem gelben Sack aus. Ein Vergleich mit den beiden Bremer Sortieranlagen, die für das DSD sortieren, machte deutlich, daß dort deutlich weniger Mischkunststoffe angegeben wurden und die Menge der Sortierreste wesentlich höher lag als bei der Selbstsortierung des BEB. Das liegt, laut Wefers und Schreve- Liedkte, daran, daß es sich bei den Mischkunststoffen häufig um kleinere Verpackungen handelt, die auf den Sortieranlagen einfach „durchlaufen“, und somit dem Sortierrest zugeführt werden. „Das ist bei der derzeitigen Sortierung nicht anders machbar“, heißt es in den Ausführungen bei Wefers und Schreve- Liedtke. Sie stellen fest, daß die „aus ökologischer Sicht bedenklichen Kleinverpackungen auch an dieser Stelle zu Problemen führen“. Die kleinen Verpackungen werden also nicht wiederverwertet, sondern kommen in die MVA.

Reinhard Holtin ist froh, „daß wir das System des DSD installiert haben“, und findet die Menge gar „steigerungsfähig“. Wohin der Inhalt der Säcke geht, interessiert nicht jeden. Und nicht alles geht vom DSD an Verwerterbetriebe. Die Mischkunststoffe werden noch gar keiner Wiederverwertung zugeführt. Sie liegen in Ballen gepreßt auf dem Hof der zwei Bremer Sortier-Betriebe. „Wir warten auf eine Meldung des DSD, wo das hingeht“, sagt Holtin. Auch bei Klöckner wird die Mischfraktion nicht verbrannt. Dort wird im Versuchsdurchlauf nur sortenreiner Kunststoff aus Gewerbeabfall als Rohstoffersatz verheizt. Die Aktionskonferenz Nordsee (AKN) und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisieren das Klöckner-Vorhaben. Ihre Sorge ist, daß der Hochofen ein kostengünstiger Entsorgungsweg sei, und somit der „unnützen Kunststoffproduktion“ (AKN) weiterhin Vorschub gekleistet werde. Zudem sich „aus sortenreinen Kunststoff-Verpackungen sehr gut neue herstellen lassen“ (BUND). „Wir vermuten, daß es in ein Zwischenlager geht, aber wir wissen es nicht“, meint Holtin. Vivianne Agena