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„Heide, du bist auch bald dran“

■ Heiko Heide, 27, quittiert den Fraktionsvorsitz der „Republikaner“ in Mitte und tritt aus der rechtsextremen Partei aus

taz: Was haben Sie gegen die Republikaner?

Heiko Heide: Im Landesverband wird ein diktatorischer Führungsstil gepflegt. Wer eine eigene Meinung äußert, wird mit Un- und Halbwahrheiten fertiggemacht.

Ihnen wird vorgeworfen, Fraktionsgeld unterschlagen zu haben.

Davon stimmt nichts. Das gehört zu deren Schlammschlacht.

Sie hatten kürzlich den Verfassungsschutz gebeten, Sie und die Reps zu überwachen. Weshalb?

Seit längerem wird der Kontakt mit extremen Rechten gepflegt. So sitzt der Vorsitzende des Rep- Schiedsgerichts, Runald Sanders, in einem Büro mit Carsten Pagel, der Kontakte zur rechtsextremen Deutschen Liga für Volk und Heimat pflegt. Öffentlich tritt der Landesvorstand extremen Standpunkten nicht entgegen. Der Vorsitzende der Republikanischen Jugend und Verordnete im Bezirk Tiergarten, Frank Seifert, heizt mit großdeutschen Parolen Jugendlichen ein. Und ich kritisiere, daß Leute aus der rechten Szene aufgenommen werden, die sich dann als Destabilisierungsfaktoren innerhalb der Partei entpuppen.

Sie haben als einen Grund für Ihren Austritt auch die Schwulen- und Lesbenpolitik genannt.

Ich bin nicht homosexuell, aber ich kenne viele Schwule. Als sich die Republikaner-Fraktion von Friedrichshain beim Gesundheitssenator für eine Kürzung der Schwulen- und Lesbenberatung einsetzte (1992; d. Red.), habe ich gegen solche rassistischen Zeilen beim Landesvorstand protestiert. Mir wurde gesagt: Heide, du bist auch bald dran. Eine Toleranz gegenüber diesen Menschen gibt es bei den Republikanern nicht.

Haben die Reps bei den nächsten Wahlen zum Abgeordnetenhaus Chancen?

Gott bewahre, daß solche unfähigen Leute 1995 gewählt werden! Wie immer wird es nur darum gehen: Wie schnell kann ich mir die Staatsknete sichern. Themen wie Ausländer- und Wohnungsprobleme sind dafür doch nur eine Fassade. Interview: Severin Weiland

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